Montag, 23. Dezember 2019

Wunschliste zu Weihnachten

Am 01.01.2020 schenken die Kantone dem Bund 400 km Strassen. Doch unter dem Geschenkpapier versteckt sich noch eine Wunschliste mit nicht ganz billigen Ausbauprojekten: Collegamento stradale N2-N13 zwischen Bellinzona und Locarno für 1.5 Mia Franken oder die Zürcher Oberlandautobahn N53 zwischen Uster und Hinwil für 1.5 Mia oder die Umfahrung Näfels für 430 Mio oder die Umfahrung Herisau für 500 Mio oder die Bodensee-Thurtal-Strasse N23 zwischen Arbon und Müllheim-Bonau für 1.55 Mia oder der Hirzeltunnel N3-N4 zwischen Wädenswil und Walterswil für 275 Mio. Beim Lesen dieser interessanten Liste muss es ja jedem Finanzchef schlecht werden. Nun kann man einwenden, für das haben wir ja jetzt den NAF – schön wär’s, aber der reicht nicht mal für ein Projekt und die vollständige Wunschliste über die ganze Schweiz füllt mehrere Seiten. Da ist guter Rat teuer. Mit dem Autofahrer ist ja über eine weitere Erhöhung der Autobahnvignette oder des Benzinzolles oder über die Einführung von Tunnelgebühren, von Brückenzöllen, Passzöllen oder einer Autoreifensteuer nicht zu reden. Auch bei der EU in Brüssel hat man für zusätzliche Transitgebühren gar kein Musikgehör. Und eine allfällige CO2-Steuer auf den Betrieb von Autos, wenn sie dann kommt, spült auch keine Gelder in die „verarmte“ Strassenkasse. Die Gefahr, dass die erbosten Autofahrer ihre Gilet jaune anziehen und alle Verkehrskreisel besetzen, ist ebenfalls virulent. Damit wären die legalen Mittel ausgeschöpft. Aus staatspolitischen Gründen verzichten wir an dieser Stelle darauf, durchaus interessante illegale Mittel zu erwähnen. Wenn man also nicht bereit ist, mehr Geld locker zu machen, müssen die Promotoren dieser Ausbauprojekte halt wie die Kinder warten bis das Sparschwein genügend gefüllt ist. Alle Wünsche können eben nicht immer und sofort erfüllt werden – auch nicht an Weihnachten.

Dienstag, 3. Dezember 2019

Ferien auf Schnellladestationen

Man sieht sie überall die giftgrünen, überbreiten Parkplätze für das Laden von Elektrofahrzeugen, aber wo sind die Fahrzeuge dazu? Diese Parkplätze sind nämlich fast immer leer. Irgendwie wird man den Gedanken nicht los, dass die Politiker nach der freudestrahlenden und mit viel Brimborium abgehaltenen Eröffnung dieser Ladestationen vergessen haben, dass Batterie betriebene Autos auch zur Elektromobilität gehören. Ein Anlass für einen Feldversuch. Zugegeben, die Reichweite des gemieteten Elektroautos von 140 km ist wohl eher geeignet für Fahrten, die knapp um den nächsten Häuserblock reichen. Für längere Touren wird das Laden zu einer Belastung, aber das ist die richtige Ausgangslage – ein Worst Case für das Schnellladestationen-Netz. Nachdem man mehrere Webseiten von Ladestationenbetreibern intensiv studiert hat, fünf Apps auf das Handy geladen, Ladekarten bestellt und sich mit Kreditkarten bewaffnet hat, konnte der Versuch starten. Nach der ersten Etappe stellte sich heraus, die Reiseplanung und die Wartezeiten werden zur Herausforderung und erinnern einen an die Zeiten von Pferdekutschen. Damit man zügig vorankam, mussten im 19. Jahrhundert alle 40 km die Pferde gewechselt werden. Heute müssen je nach Typ des Elektroautos die „Pferde“ sprich Batterien alle 140 bis 500 km geladen werden. Immerhin eine Verzehnfachung gegenüber der Belle Epoque. Der „Pferdewechsel“ geschieht heute praktisch mit RFID-Chipkarte, Handy-App, SMS, oder Kreditkarte, auf dem Lande gibt es sogar Gratisladen bei Privaten. Im 19. Jahrhundert waren die Pferdewechsel mit einer schönen Herberge und guter Verköstigung verbunden, bei Elektroautos befinden sich diese Ladestationen unter freiem Himmel im Nowhere. Einzig Elon Musk hat es mit seinem Tesla begriffen, dass es so etwas wie Reisekultur auch im 21. Jahrhundert noch geben muss. Die Tesla-Schnellladestationen gleichen nämlich Wellnessoasen. Es ist nicht einzusehen, wieso die klimaschädlichen Benzin- und Dieselautos unter einem schönen Dach betankt werden können, die Elektroautobesitzer dagegen im Regen geladen werden müssen. Besonders wenn man bedenkt, dass das Hantieren mit Benzin und Diesel im Regen gefahrlos erfolgen kann, wogegen das Einstecken eines 63 Ampere-Kabels, entspricht etwa drei Einfamilienhäusern, schon etwas problematischer ist. Wer von den Vorteilen der Elektroautos noch nicht überzeugt ist, soll sich einmal den Clip von Howard Klein auf Youtube anschauen. Der Autoverkäufer Klein versucht, seine spritschluckenden Autos zu verkaufen, obwohl seine Kunden sich für effiziente Elektroautos interessieren. Howard Klein wird vom ehemaligen kalifornischen Gouverneur Arnold Schwarzenegger gespielt. Der Clip ist eine ironische Werbung für Elektroautos. Benzin- und Dieselautobesitzern, die bei dieser Story nur ein mitleidiges Lächeln für die Elektroautobesitzer übrighaben, die seien gewarnt. Passt auf, wenn die geballte Faust von Schwarzenegger zuschlägt. P.S. In den nächsten Jahren finanziert das ASTRA auf 100 Rastplätzen Schnellladestationen, die durch fünf private Unternehmungen gebaut und betrieben werden.

Samstag, 12. Oktober 2019

Gratisparkplatz

“Am Anfang waren das Benzin und der Vergaser. Dann schuf Gott den Motor und die Karosserie, die Hupe und das Verkehrslicht. Dann betrachtete er sein Werk und sah, dass dies nicht genug war. Darum schuf er noch das Halteverbot und die Verkehrspolizisten. Und als dies alles geschaffen war, stieg Satan aus der Hölle empor und schuf die Parkplätze.“

Als der israelische Satiriker Ephraim Kishon 1985 diese Zeilen schrieb, gab es noch unzählige gebührenfreie öffentliche Parkplätze. Zumindest in den Städten sind diese paradiesischen Zeiten endgültig zu Ende. Doch es gibt immer noch Zeitgenossen, die glauben, ihnen stehe auch heute noch überall solch einen schönen Gratisparkplatz zur Verfügung. So erschien dann der Kundenparkplatz unseres Ingenieurbüros wie eine Geste der Barmherzigkeit, insbesondere da er meistens leer stand, und das in der Stadt Zürich. Leider wussten die illegalen Benutzer dieses Parkplatzes nicht, dass sich der Parkplatz ohne grosse Anstrengungen von unserem Pausenraum einsehen liess. Die fehlbaren Lenker wurden von uns umgehend beim Statthalteramt angezeigt, worauf sie ein saftiges Strafmandat erhielten und die Barmherzigkeit somit ein jähes Ende fand. Eigentlich hätten wir schlauer eine private Strafgebühr von 50 Franken erhoben und die Fehlbaren im Gegenzug nicht angezeigt. Das Geld hätten wir dann an einer ordentlichen Betriebsfeier auf den Kopf hauen können. Aber unsere Sekretärin bestand auf Gesetzestreue – auch ein Ansatz!

Beim besagten Ingenieurbüro war ich viel mit dem Geschäftsauto auf Nationalstrassen unterwegs. Für Aufnahmen und Inspektionen benutzte ich jeweils den Pannenstreifen als Parkplatz, damals noch ohne Sicherheitsmassnahmen. Heute ist das nur noch mit einem aufwändigen Sicherheitsdispositiv möglich – aber gratis ist der Parkplatz immer noch. Nun soll dieser Pannenstreifen für die Allgemeinheit freigegeben werden. Anfang des nächsten Jahres wird das ASTRA die erste Pannenstreifenumnutzung (PUN) in der Deutschschweiz in Betrieb nehmen. Auf der zweimal 3700 Meter langen Strecke gehen so quasi 1480 “Parkplätze” verloren. Bei einer ortsüblichen monatlichen Miete von 60 Franken würde das einen schönen Betrag von 1’065’600 Franken jährlich ausmachen. Wer also diese Entlastungsspur benutzt, muss im Sinne von Road Pricing in Zukunft eine Gebühr abliefern. Ob das alle gut finden sei dahingestellt, die Tatsache ist nur, wir sind nicht mehr in Zeiten von Ephraim Kishon.

Freitag, 16. August 2019

Switzerland first

Glaubt man den Leserbriefschreibern in den Zeitungen oder den destruktiven und meist blöden Kommentaren in den Social Media, muss es den Schweizern Autofahrern grauenhaft schlecht gehen. Kürzlich veröffentlichte die SVP Schweiz ein 36 seitiges Pamphlet, in dem sie die wachsende Abzockerei und die Schikanen gegen Autofahrer verurteilen. Die Schweizer Autofahrer seien die Bösewichte der Nation und werden von den linken Umweltmedien immer schlechtgemacht. Als Milchkühe werden sie durch ein inflationäres Bussenregime regelrecht abgezockt. Mit ein paar Beispielen lässt sich fehlerfrei beweisen, dass dem auch wirklich so ist. Die Italiener sind wirklich arm dran. In vielen Städten stapelt sich der Kehricht auf den Strassen und es ist wohl nicht anzunehmen, dass sie das zur Verkehrsberuhigung machen. Am schlimmsten hat es Rom getroffen. Dort ist das Autofahren wegen den unzähligen Schlaglöchern mittlerweile lebensgefährlich geworden. Die Situation ist so dramatisch, dass die private Organisation „Tappami“ eingesprungen ist und bereits über 5000 Schlaglöcher mit Kaltasphalt in der Ewigen Stadt repariert hat. Wir in der Schweiz kennen das Wort Schlaglöcher nur vom Hören sagen oder aus der politischen Wahlwerbung. Nach der Erhebung von GlobalPetrolPrices liegt der durchschnittliche Benzinpreis weltweit bei US$ 1.10. Am tiefsten ist der Preis in Venezuela mit US$ 0.01. Ob man wegen diesem Schnäppchenpreis den Wohnort wechseln will, muss angesichts der derzeitigen politischen Unruhen in diesem Land jeder selber entscheiden. Am Schluss der Liste steht das wirtschaftlich ruinierte Simbabwe mit US$ 3.34. Die kaufkraftstarke Schweiz liegt mit US$ 1.50 im unspektakulären Durchschnitt. In Deutschland besteht auf Autobahnen kein Tempolimit – meistens! Denn auf mehr als 30% des Autobahnnetzes gilt aus Sicherheitsgründen heute schon eine Höchstgeschwindigkeit. Keine Höchstgeschwindigkeiten kennen weltweit nur noch Afghanistan, Bhutan, Burundi, Myanmar, Nepal, Libanon, Somalia, Haiti, Mauretanien und Nordkorea. Ehrlich gesagt, kann man sich schwerlich vorstellen, dass man in diesen Ländern mit 250 km/h über die Autobahnen Brettern kann. Und wohl kaum jemand will mit der Lebensqualität dieser Länder tauschen. Wer den Arm des Gesetzes einmal so richtig hart spüren will, sollte Ferien in Frankreich machen. Nachdem die Gilet Jaune 75% der Verkehrsüberwachungsgeräte aus Wut zerstört haben, installierte der französische Staat 400 Tourelle (Türmchen). Diese Hightech-Geräte können neben der Geschwindigkeit auch nicht getragene Gurte, Telefonieren am Steuer und Rechtsüberholen feststellen – eine schöne Zukunft. Da herrscht in der Schweiz ja regelrecht ein Paradies. So steht im Kanton Aargau kein einziger fester Radarapparat auf der Strasse und auch im Kanton Schwyz kannte man bis vor einigen Jahren diese Geräte nicht.

Samstag, 6. Juli 2019

Braucht jeder Kindergarten einen Autobahnanschluss?

Während der Autobahn-Euphorie in den 60er Jahren wollte jede Gemeinde einen eigenen Autobahnanschluss. Ja am liebsten hätte man sich die Autobahn direkt durch das Dorf gewünscht, bis dann die Ersten merkten: Upps die Autos verursachen ja Lärm und stinken tun sie auch! Dann kam die Zeit wo man die Autobahnen ins Pfefferland oder mindestens in den Untergrund wünschte, aber dann doch einen direkten Zugang zum Schnellstrassennetz brauchte. Mittlerweile versinken die Dörfer und Städte im Pendler- und Freizeitverkehr. Da kommen die Autobahnen gerade recht als Umfahrungsstrassen von Siedlungen.

So plant das ASTRA zurzeit viele neue Anschlüsse bei Sigirino, Witten, Schindellegi und anderen unwichtigen Orten. Die Schweiz hat mittlerweile das engste Netz von Autobahnanschlüssen, nämlich durchschnittlich alle 4 Kilometer. Kein Wunder sind doch 34% der Autofahrten kürzer als 3km. Und wer ist nun Schuld an diesen vielen Kurzfahrten? Natürlich die Kindergärten. Ein morgendlicher Augenschein bei einem Kindergarten oder einer Tagesschule bestätigt diese böswillige Unterstellung fehlerfrei. Die Eingänge dieser Kindergärten gleichen bei Schulbeginn regelrecht einem Generalmobilmachungsplatz und man muss vorsichtig sein, damit man nicht von den an Panzer erinnernden Familientransporter überfahren wird. Sparsame Kleinwagen sieht man vor den Kindergärten nur selten, diesen Eltern ist es wahrscheinlich zu blöd ihren Nachwuchs umher zu chauffieren und sie finden, dass der Schulweg für die Kinder wichtig sei. In den hochbeinigen SUV’s sieht man im ersten Moment nicht einmal die armen Kinder. Dass sie nicht einmal aus dem Fenster sehen, ist ihnen wahrscheinlich egal, weil sie sich ja mit ihrem Infotainmentsystem beschäftigen und darum auch wenig Zeit haben, um aus dem Fenster zu schauen. Zum Aussteigen brauchen die erst vier jährigen Knirpse fast eine Leiter. Weil alle Bemühungen gescheitert sind, den Eltern diese aus Amerika stammende Unsitte auszureden, sind neue Ansätze von Nöten. Einige Kindergärten haben nun gegen heftigen Widerstand autofreie Zone ausgeschieden, doch das geht wegen den Örtlichkeiten nicht überall. Darum sollte zur Reduktion der Kindertransporte nun endlich Homeoffice for Kids oder genauer gesagt Homeschooling eingeführt werden.

P.S. Eine Studie des ASTRA kommt zum Schluss, dass der Autoverkehr mit dem automatisierten Fahren zunehmen wird. Das sind eben genau die selbstfahrenden Kinderautos.

Mittwoch, 12. Juni 2019

Postkutschen auf Nationalstrassen

Im Januar 2020 übernimmt das ASTRA zu den bereits drei Passübergängen Gotthard, Simplon und Brünig zwei Neue. Den Hirzelpass im Kanton Zürich zwischen Wädenswil und Sihlbrugg kann man wegen seiner Passhöhe von 672 m.ü.M nicht ganz ernst nehmen, obwohl im April letzten Jahres der „Pass“ wegen starkem Schnellfall gesperrt werden musste. Doch der Julierpass wird mit seinen 2284 m.ü.M den Spitzenplatz übernehmen. Früher waren die Pässe von grösster strategischer Bedeutung, doch seit wir durch fast jeden Berg einen Tunnel gegraben haben, verkommen sie zu touristischen Attraktionen oder dienen allenfalls noch als Ausweichroute.
Doch nun scheinen im Zusammenhang mit dem Freihandelsabkommen zwischen der Schweiz und den Vereinigten Staaten die Pässe eine entscheidende Bedeutung zu bekommen. Der Bundespräsident war im Mai überraschend vom Amerikanischen Präsidenten ins Weisse Haus eingeladen worden. Wie von sonst üblich gut informierten Kreisen zu erfahren war, ging es dabei neben den relativ unwichtigen geopolitischen Themen wie Iran und Venezuela auch um das Freihandelsabkommen mit der kleinen Schweiz. Auf das bilaterale Abkommen angesprochen, murmelte Trump nur „Kei Luscht“ und verschränkte die Arme. Ueli Maurer hatte darauf Donald Trump gedroht, wenn er das Freihandelsabkommen nicht unterschreibe, werde die Schweiz alle Tunnels für den Güterverkehr im Sinne der Alpen-Initiative sperren. Und auf allen Passübergängen werden exorbitant hohe Zölle eingeführt.
Als der Amerikanische Präsident erfuhr, dass die Schweiz die Zölle auf den Pässen auch zur Eindämmung der Flut von chinesischen Touristen einführen will, gratulierte er Ueli Maurer spontan. Im Mai besuchten gleichzeitig 12'000 Chinesen Touristen den Rheinfall in Neuhausen und die Städte Zürich und Luzern. Unter vorgehaltener Hand meinte Trump zu Maurer, das Thema der Mauer zu Mexiko gebe ihm langsam auf den Keks, aber irgendwas müsste er für seine dummen Wähler eben machen. Die Zölle auf den Pässen in der Schweiz seien ein genialer Einfall. Ihn betreffe das ja nicht denn, wenn er das nächste Mal ans WEF nach Davos komme, fliege er eh mit dem Helikopter. 
Beim Verabschieden meinte dann Maurer zu Trump, dass aus protektionistischen Gründen die Postkutschen vom Zoll auf den Pässen ausgeschlossen sind.

Sonntag, 19. Mai 2019

Die Erdbeere fährt Lastwagen

Im Frühling, wenn bei uns der letzte Schnee geschmolzen ist, sofern er überhaupt den Boden getroffen hat, beginnt die beschwerliche Reise der Erdbeeren von Südspanien in die Schweiz. Im Winter muss man sich ja notgedrungen mit geschmacklosen ägyptischen Erdbeeren begnügen. Die Erdbeeren aus Andalusien haben wenigsten bei ihrem Wachstum eine schöne Sicht auf die umliegenden Naturschutzgebiete genossen. Sie graben diesen zwar das Wasser ab, aber das ist eine andere Geschichte.

Nach dem Pflücken der Erdbeeren beginnt ihre Reise in der Hafenstadt Huelva mit der berühmten gekalkten Kapelle Santuario de Nuestra Señora de la Cinta und der eindrücklichen Barockfassade. Auf der A-4 geht es an Sevilla vorbei durch Andalusien. Bei Valencia erblicken die Erdbeeren das erste Mal das Meer. In Barcelona legt der Lastwagen eine Rast ein. Die Erdbeeren nutzen sie um einen Stierkampf zu besuchen. Doch beim Anblick dieser blutrünstigen Stierkämpfe wird es den vegetarischen Erdbeeren schwarz vor den Augen. Nach der Hälfte der Reise übernachten die Erdbeeren auf einem Rastplatz. Eigentlich möchten die Erdbeeren zur Erfrischung eine Dusche geniessen, aber ihr CO2-Fussabdruck ist schon so gross, dass das nicht mehr drin liegt. Für die Herstellung einer Schale Erdbeeren braucht es nämlich 150 Liter Wasser, das ist eine volle Badewanne.

Als der Zollbeamte bei der Schweizer Grenze den Laderaum kontrolliert, schauen ihn lauter bleiche Erdbeeren an. Ihnen ist von der Fahrt über die unebenen ausländischen Strassen regelrecht schlecht geworden. Trotzdem ist der Verkehr im Grossen und Ganzen immer geflossen, aber in Schweizer beginnt er nun zu stocken. Da werden die Erdbeeren vor lauter Ärger direkt schimmlig. Gegen diesen Stau hilft nur das Projekt „CARGO SOUS TERRAIN“. Ein Tunnelsystem soll dereinst den Bodensee mit dem Genfersee verbinden und mit Ablegern nach Basel und Luzern führen. Das Tunnelsystem besteht aus 6 Meter breiten Tunnelröhren, die in einer Tiefe von 50 Metern gebaut werden. Auf den Transportbändern können unbemannte Transportfahrzeuge mit 30km/h selbstständig fahren. Bei den sogenannten Hub’s kommen die Transportfahrzeuge mit einem Lift an die Oberfläche. Doch bis das privat finanzierte 33 Milliarden teure System gebaut wird, müssen die Erdbeeren noch über die verstauten Strassen fahren.

Völlig erschöpft kommen die Erdbeeren nach einer 2142 km langen Fahrt im Supermarkt an. Da muss man sich nicht wundern, wenn sie in der Früchteabteilung nicht mehr schön aussehen. Ja wer sieht schon nach einer 21 stündigen Reise noch gut aus.

Samstag, 4. Mai 2019

Asterix auf der Autobahn

Zufall oder Absicht? Gleichzeitig mit dem ersten Netzzustandsbericht des ASTRA ist der Band „Asterix in Italien“ herausgekommen. Auf den ersten Blick lässt sich kein Zusammenhang herstellen. Doch sowohl der Bericht des ASTRA wie der neue ComicBand handeln vom Strassenzustand. 

Die Geschichte beginnt so: In einer heftigen Debatte im römischen Senat kommt der Senator Quartalsabschlus völlig in Rage „Ich hatte einen Traum von Freier Fahrt für freie Bürger!  Doch unsere Strassen sind in einem erbärmlichen Zustand, weil der zuständige Senator Lactus Bifidus alle Gelder für den Erhalt unserer wunderbaren Verkehrswege unterschlagen hat!“. Um diese Anschuldigung zu entkräften, schlägt der Leiter des römischen Verkehrswesens ein Wagenrennen über die ganze italienische Halbinsel vor, um zu beweisen, dass die Strassen Roms einwandfrei in Schuss sind. Zu diesem antiken Giro d'Italia können alle Völker des römischen Reiches teilnehmen. Um Caesar wieder einmal eines auswischen zu können, nehmen auch die Gallier teil. Weil aber Caesar unbedingt das Rennen gewinnen möchte, behindert er alle andere Wagen wo es nur geht, sei es durch schikanöse Fahrzeugkontrollen oder Strassensperren mit dem vorgeschobenen Argument, den Durchgang für umbrische Rebellen zu verhindern. Mit dem Kommentar der Gallier, sie seien unkontrollierbar „räumen“ sie die römischen Soldaten auf die übliche Art weg. Auch setzt Rom Bestechungsgelder ein, um nach jeder Etappe wieder frische Pferde zu erhalten. Doch all diese Mauscheleien verhindern den Sieg der Gallier nicht. Der römische Wagen fährt kurz vor dem Ziel sogar in ein riesiges Schlagloch. Die Blamage für Caesar ist gross! Auf den Schweizer Nationalstrassen hingegen sieht die Situation viel besser aus. Nach dem Netzzustandsbericht des ASTRA haben die Strassen, Brücken und Tunnels einen guten Zustand, von Schlaglöchern ist da keine Rede. Die Note 1.80 (Skala von 1=gut bis 5=alarmierend) stellt den Verantwortlichen ein gutes Zeugnis aus. In „Asterix in Italien“ kommen die Strassenbauverantwortlichen etwas weniger gut weg. Zur Strafe für den schlechten Strassenzustand verbannt Caesar den Leiter des römischen Verkehrswesens nach Libyen, wo er jetzt Sandpisten planieren muss, anstatt mit seiner Frau Mozzarella schöne Orgien zu feiern.

Freitag, 8. März 2019

Geisterautobahn

«Bern, im März – Über die Feiertage ist mit Staus und längeren Wartezeiten zu rechnen». Die Pressemitteilungen des ASTRA mit den Verkehrsprognosen für Ostern, Pfingsten, Sommer, Winter und Weihnachten gleichen sich jedes Jahr, trotzdem versammeln sich unzählige Urlaubsreisende bei den neuralgischen Autobahnstellen. Doch an einem Osterwochenende geschah etwas Sonderbares.

Die Polizei und die Verkehrsmanagementzentrale bereiten sich wieder mal auf ein strenges Osterwochenende vor. Das Personal ist in Vollbesetzung bereit und alle warten an den Bilderschirmen auf den grossen Osterstau. Alle grossen Baustellen mit Verkehrsbehinderungen sind aufgehoben. Es ist Donnerstagnachmittag vor Ostern. Normalweise herrscht um diese Zeit schon eine hektische Stimmung und die ersten Staumeldungen werden an die Radiostationen übermittelt. Aber irgendetwas ist an diesen Ostern anders, nur kann niemand sagen was.
Als sich der obligate Stau nicht zu bilden begann, stellten die Operatoren beunruhigt fest, dass auf den Autobahnkameras keine Autos zu sehen waren. Darauf begannen sie alle der 3000 Kameras zu kontrollieren und mussten mit Schrecken feststellen, dass auch auf diesen keine Autos zu sehen waren.
Schnell wurde klar, dass sich hier um einen Systemausfall der Videoanlagen handeln musste. In Windeseile versuchten die Techniker alle Rechner neu zu starten. Diese könnten ja von Cyberkriminellen als sogenannte Bootnetze missbraucht werden. Doch die Anlagen zeigten nach dem Wiederstart das gleiche Bild – Geisterautobahnen. Langsam kam die Vermutung auf, dass es sich um einen Hackerangriff handeln könnte. Daraufhin wurde das ganze Netzwerk fieberhaft nach Cyberangriffen abgesucht – Fehlanzeige. Nun wurde die nationale Zentralstelle für Cyberangriffe eingeschaltet. Aber auch diese Stelle hatte bis jetzt keine Unregelmässigkeiten festgestellt.
Nun schaltete sich die Polizei ein und schickte Patrouillenfahrzeuge auf die Strecke. Doch die Polizisten trauten ihren Augen nicht. Die Autobahnen waren komplett leer – richtige Geisterautobahnen. Doch nach einer kurzen Zeit wurde der Himmel hinter den Polizisten rabenschwarz und es war ein dumpfes Summen wahrzunehmen. Als sie sich umdrehten, kamen sie sich wie in einem Science-Fiction Film vor. Der ganze Himmel war rabenschwarz und voll von elektrischen Flugtaxis, die Richtung Süden flogen.
Wir sind im Jahr 2076.


P.S. Die SBB prüfen zurzeit zusammen mit der deutschen Firma Lilium, wie sie mit Lufttaxis die Bahnpassagiere vom Bahnhof nach Hause befördern können.

Samstag, 9. Februar 2019

Der Salzmann

Kürzlich winkte mich mein Nachbar in seine Wohnung hinein – mir schwante Schlimmes. Ich hatte den ersten Schluck des offerierten Bieres noch nicht getrunken, da setzte schon sein Redeschwall ein. Er habe mit dem Auto geschlagene drei! Stunden gehabt, um von Wädenswil nach Thusis zu fahren, nur weil die Schneepflüge mit 20km/h auf der Autobahn schlichen und ihn nicht überholen liessen. 20km/h schrie er!

Aber wahrscheinlich hat er vor lauter Ärger die Geschwindigkeitsanzeige nicht genau abgelesen – vermutlich war es so um 40km/h. Dann holte er kurz Luft und schnaubte: ja und ab Chur haben sie die Strasse gar nicht mehr geräumt. Wenn mein Nachbar wüsste dass man von mir aus auf die Schwarzräumung verzichten könnte, würde er mir wahrscheinlich nie mehr ein Bier anbieten. Denn neben den ökologischen Gründen verursacht das Salz bei unseren Betriebs- und Sicherheitsausrüstungen massive Schäden. Damit die Einrichtungen wegen dem Salz nicht nach einem Jahr von der Tunneldecke fallen, müssen wir exorbitant teure hochlegierte Chromstähle mit Molybdän für die Aggregate und Befestigungen einsetzen. Dazu kommen noch die Schäden an der Fahrbahn, den Brücken und Tunnels welche das ASTRA Millionen kostet. 20km/h schallte es wieder in den Raum!

Aber irgendwie merkte mein Nachbar, dass ich sein Anliegen nicht wirklich ernst nahm. So rannte er anderntags ins Fitnesscenter wo er den ehemaligen Leiter des Autobahnwerkhofes traf. Dieser bestätigte ihm dann unumwunden, dass die Schneepflüge früher mit 60km/h gefahren seien und regelmässig die Autobahn verlassen haben, um den Verkehr passieren zu lassen. 60km/h posaunte mein Nachbar mir ins Gesicht, als ich ihn das nächste Mal traf.

Wer jetzt mit mir Erbarmen hat, den kann ich trösten. Ich habe nämlich meinem Nachbarn sein letztes Bier weg getrunken und den ganzen mit Salz gereiften Käse gegessen.