Sonntag, 2. Dezember 2018

Durchsage der Polizei auf DAB+

Früher war die Welt noch in Ordnung. Da gab es einen staatlichen Radiosender und damit Basta. Dann kamen die Privatradios und das Gestürm begann.

Die Kantone als damalige Besitzer der Nationalstrassen wurden von Anfragen zur Ausrüstung von Tunneln mit den Privatradios regelrecht überrannt. Die Ausbauverhandlungen wurden teilweise mit bizarren Argumenten geführt. In einem 5,7 km langen Tunnel musste ich die ganze UKW-Sendeanlage altershalber ersetzen. Bei der Projektbearbeitung fragte mich der Unternehmer, welche Programme dann auszustrahlen seien? Ich antwortete ihm: „Alle ausser Radio Energy!“ Der Unternehmer schaute mich ganz konsterniert an und meinte Radio Energy hätte auch eine Sendekonzession für dieses Gebiet. „Der Kilchsberger kommt mir nicht in diesen Tunnel“ antwortete ich ihm knapp. Ich kann den Roman Kilchsberger mit seinen frechen Sprüchen in seiner Sendung „Mein Morgen“ auf Radio Energy nicht ausstehen. Und wenn ich ihn dann noch im Fernsehen in Top Secret, Deal or No Deal oder sonst wo sehe, platzt mir vollends der Kragen. Doch schlussendlich habe ich meine Aversion gegenüber dem lieben Roman weggesteckt und Radio Energy im Tunnel einbauen lassen.

In Zeiten von DAB+ kann man sich diese Diskussion nicht mehr verstellen, denn im schlechtesten Fall werden 18 Programme und im besten Fall 90 Programme ausgestrahlt. Doch der Einbau von DAB+ ist nicht ohne Geräusche über die Bühne gegangen. Als man im Zuge des Einbaues im Gotthardtunnel die schweizweit einmalige regelmässige RadioDurchsagen ausschaltete, hagelt es immense Kritik von Autofahrern. Zur Erhöhung des Sicherheitsgefühls der Tunnelbenutzerinnen und -benutzer liesse sich nun überlegen, ob diese regelmässigen Durchsagen nicht wiedereingeführt werden sollen, und zwar in allen Tunneln. Zur Steigerung der Aufmerksamkeit müsste aber die Sprachkonserve durch eine Live-Ansage eines Radiomoderators erfolgen. Hier würde sich nun Roman Kilchsberger regelrecht aufdrängen. Denn nach dem er den Donnschtig-Jass nicht mehr moderiert, müsste er ja dafür jetzt Zeit haben. Für die Ausstrahlung in der italienischen und französischen Schweiz müsste man aber zuerst noch seine Sprachkenntnisse prüfen. Ob die frechen Sprüche eines Zürchers aber bei den Tunnelbenutzern ankommen und nicht kontraproduktiv wirken, ist heute noch nicht zweifelsfrei geklärt.

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