Sonntag, 17. Dezember 2023

Neus Wellnessangebot auf Nationalstrassen


Wir stehen Mitten in der die diesjährigen Wellnesssaison und die Anbieter buhlen um die Gunst der Kundschaft. In den letzten Jahren hat auch das hinterste und letzte Hotel eine Sauna oder einen Whirlpool eingerichtet und da möchte natürlich das ASTRA nicht hintenanstehen. Zwar kann das ASTRA ausser ein paar feuchten und quietschenden Betten in Gefängniszellen von Autobahnwerkhöfen keine Unterkünfte anbieten, aber für ein Tages-Spa-Erlebnis hätte wir doch einiges zu bieten. Denn in den 800 Elektrotunnelzentralen, die wegen der Steuerungselektronik dauernd gekühlt werden müssen, fallen nämlich durchschnittlich je 10 kW Abwärme an. Diese Energie reicht
längstens aus, um mehrere Whirlpools auf angenehme 38 Grad zu heizen. Doch stehen diese Zentralen naturgemäss aufgrund des Autobahnlärms und Staubs nicht gerade an attraktiver Lage. Für das Aufstellen eines Whirlpools reicht es aber trotzdem, denn vor lauter Wasserdampf nimmt man die Nationalstrasse gar nicht mehr wahr. Da die meisten Dächer der Zentralen mit Kies eingedeckt sind, kann auch eine exklusive Hotstone-Therapie angeboten werden. Durch die Nutzung der Abwärme kann das ASTRA auch einen attraktiven Eintrittspreis anbieten.

Aber als eigentlicher Hotspot können die Wellness-Zentralen Göschenen und Airolo empfohlen werden. Dort werden in Zukunft je 400 kW Abwärme aus den unterirdischen Elektrozentralen des Gotthard-Strassentunnels anfallen. Im Zuge der Erstellung der zweiten Gotthardröhre werden diese beiden riesigen Wellnessoasen bei den entsprechenden Werkhöfen entstehen.

Des weiteren hat das ASTRA-Stromsparteam unzählige Elektroräume gefunden, die im Winter gut und gerne 27 Grad warm sind. Diese kleinen Räume könnten als Wärmekammern angeboten werden, gut, auch hier ist die Lage im Fundament einer Brücke nicht gerade attraktiv, aber dafür ist der WLAN-Empfang durch das interne Netzwerk sehr leistungsstark.

Sollte eine Strommangellage auftauchen, kann man unbesorgt sein, denn durch die unterbruchsfreie Stromversorgung kann die Wellnesszone trotz restriktiven Auflagen des Bundes weiter betrieben werden – wenigstens für eine Stunde, nachher sind die Batterien leer. Sollte jemand Bedenken betreffend des Stromverbrauchs haben, dem sei versichert, das ASTRA bezieht nur 100% «Wasserstrom Schweiz» und ein ganz kleiner Teil wird auch schon mit eigenen Photovoltaikanlagen produziert. Für eine grössere Unabhängigkeit prüft das ASTRA das Potential von Geothermie in Tunnels.

Wer das Angebot nun etwas dürftig findet, dem können wir die im Zuge der neuen Strategie zur Behandlung der Strassenabwässer erstellten Klärbecken anbieten. Diese Öl-Schlammbäder mit feinen Anteilen von Russpartikel, Pneuabrieb, Mikroplastik und Sand sind eine Wohltat für die Haut. Durch die riesigen Becken ergibt sich ein grosses Platzangebot. Auf dem Pannenstreifen stehen Gratisparkplätze zur Verfügung.

Die ASTRA Wellness Resorts von beeindruckender Eleganz und Schönheit warten auf Ihren Besuch und stehen Ihnen mit zusätzlichen Angeboten zur exklusiven Verfügung. Für Ihre kostbare Zeit bieten wir Ihnen die Möglichkeit, Entspannung zu finden und effizient etwas für Ihre Gesundheit zu tun.

Sonntag, 10. September 2023

5-Stern Autobahn

Den Wenigsten wird bekannt sein, dass die Nationalstrassen in drei Klassen eingeteilt sind. Wobei diese Klassen nicht vergleichbar sind mit denen der Eisenbahnwagons. Die Nationalstrassen 1. Klasse sind zwar breiter, richtungsgetrennt und verfügen über min destens 4 Spuren. Die Fahrbahn ist aber nicht gepolstert wie die Sitze in der Nobelklasse der Bahn, dafür kostet die Benutzung wie bei den anderen
Nationalstrassenklassen läppische 40 Franken im Jahr.

Die Nationalstrassen 2. Klasse sind ebenfalls nur für Motorfahrzeuge zugänglich, das Kreuzen dieser Strassen kann aber höhengleich erfolgen. Die 3. Klasse bei der Eisenbahn, die bis 1956 bestand, wurde als Holzklasse bezeichnet. Die Holzklasse bei der Auto bahn ist für den gemischten Verkehr vorgesehen. Hier müssen die Autofahrer die Strasse mit Traktoren und Fahrrädern teilen, dafür sind sie „gratis“, d.h. nicht vignettenpflichtig.

Da nun heute anscheinend alle Dienstleistungen bewertet werden müssen, entschied die «Permanent International Association of Road Congresses (PIARC)» die Autobahnen weltweit nach einem einheitlichen Bewertungsschlüssel zu benoten. Es sollten aber nicht
die Strassenbenutzer auf Sozialen Plattformen analog von Tripadvisor oder Google eine Bewertung abgeben können, denn diese Kommentare entbehren jeder Seriosität und jedem Anstand. PIARC, auch bekannt als der Weltstrassenverband, hat sich ein erfahrenes Bewertungsgremium zur Seite gestellt, das aus einem verurteilten Fahrer mit Fahre rflucht oder einem Serien Gegenfahrer, einem Fahrer ohne Führerschein, einem zwei Monate alten Baby, Santa Barbara und dem Göttlichen Merkur besteht. Die
Bewertung erfolgte nach dem Hotelsterne System.

Den 1. Stern gibt es, wenn alle 5 km nur ein Schlagloch auftritt und Tunnels auch Notausgänge haben.

Den 2. Stern gibt es für Abschnitte, die keine Raststätte mit einem Fastfood Restaurant haben.

Der 3. Stern wird Abschnitten vergeben, bei denen pro Streckenkilometer jährlich nur 800 kg Abfall von den Stra ssenrändern eingesammelt werden muss.

Mit dem 4. Stern kann eine Autobahn rechnen, wenn nicht mehr als 60% der Streckenlänge die Sicht auf die Landschaft durch Lärmschutzwände verbaut oder 50% der Lärmschutzwände mit Photovoltaikanlagen belegt sind.

Den 5. und letzten Stern gibt es für eine während 24h garantierten Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h. Sollte dereinst autonomes Fahren möglich sein, könnte dem entsprechenden Streckenabschnitt der 6. Stern verliehen werden.

P.S. In der italienischen Übersetzung bekommt der Titel noch eine politische Komponente. Die Partei „Cinque Stelle“ aus Italien hat sich nach dem Einsturz der Morandibrücke in Genova mit seinem Regierungspartner gestritten. Sie wollte der privaten Autobahngesellschaft, resp. deren Hauptak tionär Benetton, die Konzession sofort entziehen. Auf alle Fälle hat die Autobahnbetreiberfirma Autostrada per l’Italia für ihre Unterhaltspolitik keine fünf Sterne verdient.

Sonntag, 13. August 2023

Das selbsthaltende Auto kommt

Moment, wir reden doch von selbstfahrenden Autos, oder wie es im Fachjargon heisst, dem «automatisierten Fahren». Ja eben, wir reden nur darüber, und das seit Jahren. Aber weit gebracht haben wir es nicht. Visionär Elon Musk hat zwar schon 2017 prognostiziert, dass wir in weniger als 2 Jahren autonom fahren werden. Heute haben wir 2023! Klar, es darf jeder Behauptungen aufstellen, aber das dann die halbe Welt diesen Typen noch glaubt, ist dann doch etwas schräg. In Amerika gibt es Autobesitzer, die Tesla verklagen, weil ihre teuren Schlitten immer noch nicht automatisiert fahren können. Würden diese Zeitgenossen den Verkaufsprospekt genauer lesen, als den vollmundigen Beteuerungen eines Firmenchefs in den Medien zuzuhören, könnten sie sich ihre Klage sparen.
Sicher macht es Sinn, die Machbarkeit durch Forschung und Pilotprojekte zu prüfen,
Strassenverkehrsgesetze an die neuen Herausforderungen anzupassen und den Diskurs in der Gesellschaft zu führen. Aber schlussendlich sollte man die Realität nicht aus den Augen verlieren und die sieht für Tesla wie folgt aus: 2400 Beschwerden über Selbstbeschleunigungen, mehr als 1500 Probleme mit Bremsfunktionen, darunter 139 Fälle von ungewollten Notbremsungen und 383 gemeldete Phantombremsungen infolge falscher Kollisionswarnungen. Die Zahl der Crashs liegt bei mehr als 1000.

Sicher sind das Angesichts der grossen Anzahl zurückgelegter Strassenkilometer tiefe Zahlen. Aber auch bei den Fahrassistenten sind die Ergebnisse nicht berauschend. Für Einzelne ist das Thema automatisiertes Fahren nach schlechten Erlebnissen mit Fahrassistenten sogar definitiv gelaufen. Selbst bei der Bahn, wo nur wenige geschulte Personen, sprich Lokomotivführer, auf der Schiene unterwegs sind, hat sich das automatisierte Fahren noch nicht durchgesetzt.  

Aber eine Funktion beim automatisierten Fahren müsste unbedingt in allen Autos
eingebaut werden; der Selbsthalte-Modus. Die Funktion liesse sich einfach ohne grosse
Tests programmieren. Der Modus käme nach Führerausweisentzug, nach Überfahren von
Rotlichtern und bei fehlender Autobahnvignette zum Einsatz. So wäre ohne einen gültigen
Führerausweis, der im Bordcomputer steckt, kein Wegfahren möglich. Es gibt auch
Kunden auf der Strasse, die erachten das Fahren vom Motorfahrzeugen als Menschenrecht. Einem Autofahrer ist dies sogar 9 Millionen Franken wert, weshalb er nach einem Führerausweisentzug den Staat auf eben diesen Betrag verklagen wollte. Mit dem Halteassistenten sollte niemand in Versuchung kommen, trotz Führerausweisentzug ein Fahrzeug zu lenken. Ab August gibt es die Autobahnvignette neu auf elektronischer Basis. Damit wird aber der Kontrollaufwand der Polizei nicht kleiner. Darum würde mit dem Halteassistenten bei der Einfahrt auf die Autobahn geprüft, ob im Fahrzeug eine gültige
Vignette hinterlegt ist. Wäre dies nicht der Fall, würde das Auto automatisch auf den Pannenstreifen gelenkt, angehalten und die Polizei informiert. Ein grosses Sicherheitsrisiko ist auch das Überfahren von Rotlichtern auf der Autobahn. Dass vor jedem Tunnel so eine Ampel existiert, ist den wenigsten bewusst. Entsprechend schlecht ist der Beachtungsgrad. Die roten Ampeln werden bei einem Ereignis, bei Unterhaltsarbeiten und bei Baustellen eingesetzt.

Die Digitalisierung im Automobilbau ist nicht aufzuhalten, aber nutzen wir sie doch für
sinnvolle Dinge.

Donnerstag, 15. Juni 2023

Autobahnvignette 1. Klasse


Wieder einmal ein Aufreger, die Bahnbillette der 1. Klasse sollen nur um 1.9 Prozent
erhöht werden, wo hingegen die der 2. Klassen um satte 4.8 Prozent steigen. Das sei eine klare Diskriminierung schallte es aus den Medien. Einzelne forderten sogar die Abschaffung der 1. Klasse. Da scheinen Einzelne den „Klassenkampf“ von Karl Marx hervorgenommen zu haben, um die Ungerechtigkeiten in dieser Welt abzuschaffen. Leider hat sich in fast allen Ländern ein Mehrklassensystem eingenistet. Selbst in
kommunistischen Staaten, die eigentlich die Lehre von Marx hochhalten, hat sich eine Oberschicht mit unverschämt reichen Leuten gebildet. Die Wenigsten stören sich, wenn man im Theater, in der Oper oder bei einem Musical für die besseren Plätze mehr bezahlen muss. Auch an gewissen Konzerten bekommt man für einen schönen Aufpreis ein VIP-Ticket. In den Skigebieten hat sich das Zweiklassensystem noch nicht so recht durchgesetzt. Nur bei der Weissen Arena in Flims-Laax erhält man für einen zusätzlichen Obolus eine Extra-Anstehlinie und ist so schneller auf dem Berg, um dann auf den überfüllten Pisten ins Tal zu rutschen.  

Mit Fug und Recht kann man sich nun fragen, wieso denn auf der Strasse kein Zweiklassensystem gilt. Denn auch die Strasse hat ein Kapazitätsproblem, so konzentriert sich der Berufsverkehr auf wenige Stunden am Tag, und auch der Freizeitverkehr läuft gelinde gesagt, nicht optimal. An den letzten Ostertagen erreichte der Stau am Gotthard eine Länge von bis zu 22 Kilometer, was bei einzelnen Autofahrern das Blut zum Kochen brachte. Gut, daran waren vielleicht auch die Klimaaktivisten schuld, die sich auf die Autobahn klebten. Nach diesem Monsterstauwochenende schossen die Ideen nur so in die Höhe, wie das Problem zu lösen sei. Der Urner Landrat verabschiedete einstimmig eine Standesinitiative, die ein Ticketsystem verlangt. Von Grünliberaler Seite kam die Idee einer zeitabhängigen Maut. Ohne jetzt den Klassenkampf befeuern zu wollen, hätte aber die Einführung einer Autobahnvignette 1. Klasse doch etwas mehr Charme. Denn den 1. Klasse-Autofahrern würde natürlich auch mehr geboten. Beim Gotthard würde das bedeuten, dass nur sie die Überholspur benutzen dürften und so Vorfahrt hätten. Die 2. Klasse-Autofahrer müssten dann halt in der Kolonne stehen. Um das CO2-Reduktionsziel noch in dieses System hineinzupacken, könnte die Höchstgeschwindigkeit bei der 2. Klassevignette z.B. auf 100 km/h begrenzt werden, wo hingegen mit der 1. Klassevignette nach wie vor 120 km/h erlaubt wäre. Weitere Goodies wären noch zu überlegen.

Montag, 15. Mai 2023

Der Zoo auf der Nationalstrasse


Tiere sind auf der Nationalstrasse nicht immer sehr beliebt, das ist den Fröschen, Schlangen, Hirschen und Greifvögeln aber relativ egal. Sie finden hier teilweise für sie günstige Habitate und in der heutigen Zeit muss man eben nehmen, was man bekommt. Die Tiere merken halt nicht, dass die Strassen eigentlich einen anderen Bestimmungszweck haben. Als Autofahrer bekommt man diese Tiere nur selten zu Gesicht, darum hier eine k leine Zooführung auf der Nationalstrasse.

Die orangen SOS Alarmkasten vor den Tunnels dienen eigentlich der Alarmierung der Polizei oder zum Löschen eines Brandes mithilfe der darin aufbewahrten Feuerlöscher. Bei der Bauabnahme staunten die Ingenieure nicht schlecht, als sie ein Nest eines Siebenschläfers fanden. Obwohl alle Öffnungen für die Kabel sauber verschlossen waren, schaffte er es anscheinend die Gummiabdichtung zu entfernen, um sich Zugang zum trockenen und immer schön warmen Inneren des Kastens zu verschaffen. Als Nistmaterial hat er das Elektroschema vollständig in kleine Papierfetzen zerteilt. Bei der Bauabnahme war der ungebetene Gast mit seinem Nachwuchs schon ausgezogen, natürlich ohne das Mietobjekt sauber zu hinterlassen.

In einem Tunnel wurde durch eine Kamera immer wieder ein Falschfahrer detektiert. Die Auswertung der Bilder zeigte aber, dass nie ein Auto in die falsche Richtung gefahren war. Als sich die Fehlermeldungen häuften, überprüften Techniker die Anlage im Tunnel. Sofort war klar, wer der Übeltäter war. Eine dicke fette Spinne hatte ihr Netz vor dem Kameraobjektiv aufgespannt. Jedes Mal, wenn sie von oben nach unten lief, wurde fehlerfrei ein Falschfahrer detektiert.

Beim Betreten der Elektrozentrale des Kerenzerbergtunnel staunt man nicht schlecht. Neben dem Eingang ist ein Teich mit gut genährten Fischen zu finden. Die Fische werden jeweils vor Ostern unter den Werkhofmitarbeitern verkauft. Das Tiefbauamt betreibt hier aber keine Fischzuchtanlage. Da das Löschwasserbecken auch für die Trinkwasser Versorgung des nahen Campingplatzes dient, sind die Fische für die Kontrolle der Wasserqualität vorgesehen. 

Nicht alle Tiere vertragen den Aufenthalt in einer Elektrozentrale sehr gut. Beliebte Aufenthaltsorte von Ratten sind Trafostationen. Dabei müssten die Ratten eigentlich wissen, dass der Aufenthalt in Hochspannungsanlagen nur für instruiertes Betriebspersonal gestattet ist. Ja, wer nicht lesen kann, muss fühlen. Immer wieder kommt es vor, dass sich Ratten Zugang zu Trafostationen verschaffen, um zu überwintern. Wenn sie nun beim Herumklettern gleichzeitig einen blanken Leiter und die Erde berühren, ist es um sie geschehen. An dieser Stelle gedenken wir allen Ratten, die in einer Trafostation gestorben sind.

Das Tiere auf Strassen Politikerinnen den Kopf kosten können, musste die Bürgermeisterin Virginia Raggi in Rom erleben. Im Wahlkampf lästerten Journalisten über „Raggis Zoo“ mit Anspielung auf die Staren --, Ratten und Möwenplagen in Rom. Der Höhepunkt waren dann die unzähligen Wildschweinfamilien, welche die nicht abgeführte Abfallberge auf biologische Weise entsorgten zumindest den essbaren Teil.

Freitag, 7. April 2023

Der Zauberkreisel

 

Seit Jahren bemühen sich die Verkehrsplaner, den Verkehrsfluss bei Kreuzungen in den Griff zu kriegen. Das Zauberwort heisst mal Lichtsignalanlage, mal Kreisel, dann Bypass, anschliessend interagierende und adaptive Verkehrsampeln, dann wieder Turbokreisel oder Doppelkreisel usw. und so fort. Doch immer ist es das falsche „Zauberwort“, denn nach kurzer Zeit bilden sich wieder lange Staus. Doch im Grunde müsste man sich an das Gedicht „Der Zauberlehrling“ von Johann Wolfgang Goethe erinnern:

„Walle! Walle
manche Strecke,
dass, zum Zwecke,
Verkehre fliesse
und mit reichem, vollem Schwalle
zu dem Kreisel sich ergiesse.“ 

„Seht, er fährt zum Kreisel nieder,
Wahrlich! Ist schon in dem Flusse,
und mit Blitzesschnelle wieder
ist er hier mit raschem Gusse.
Und in grossem Masse
Wie der Kreisel schwillt!
Wie sich jede Strasse
Voll mit Wagen füllt“

„Stehe! Stehe!
denn wir haben
deiner Gaben
vollgemessen! -
Ach, ich merk es! Wehe! Wehe!
Hab ich doch das Wort vergessen!

Nein, nicht länger
kann ich’s lassen;
will ihn fassen.
Das ist Tücke!
Ach! Nun wird mir immer bänger!
Welche Miene! Welche Blicke!“

„Wollt ihr’s am Ende
gar nicht lassen?
Will euch fassen,
will euch halten
und das alte Blech behende
mit dem scharfen Beile spalten. 

Wehe! Wehe!
Denn die Teile
stehn in Eile
schon als Knechte
völlig fertig im Verkehre!
Helft mir, ach! Ihr hohen Mächte!“

„Herr und Meister!
Hör mich rufen!
- Ach, da kommt der Meister!
Herr, die Not ist gross!
Die ich rief, die Geister
werd ich nun nicht los.“ 

„In die Ecke
Wagen! Wagen!
Seid's gefahren.
Denn als Geister
ruft euch nur, zu seinem Zwecke,
erst hervor der alte Meister.“

Schlussendlich bleibt die bange Frage: Wo sind heute Herr und Meister für den Strassenverkehr? Ist es der Zauberer von Ittigen?


P.S. Ittigen ist der Hauptsitz des Bundesamtes für Strassen ASTRA.

 

 

 

 

Sonntag, 19. März 2023

Kalte Stube – warmes Auto


 

Die Strom- und Gasmangellage ist für fast alle eine Geschichte von gestern. Das mag für diesen Winter zutreffen, doch weder die Energiesparkampagne hat viel gebracht, noch sind neue Kraftwerke am Netz. Das Thema wird uns also auch in den nächsten Winter beschäftigen.

Irgendwie wiederholt sich die Geschichte. Im Corona-Jahr 2020 gab es zur Steigerung der Attraktivität der Gartenrestaurants einen Streit um die Heizpilze. Nun sind wir wieder in einem Winter, bei dem die Behörden, was die Heizungen betrifft, allenfalls unbeliebte Einschränkungen verhängen müssen. In den Büroräumen der Bundesverwaltung ist es schon mal kalt. Sollte der Rest des Winters noch kälter werden, könnte sich leicht eine Kaufhysterie bei Heizlüftern aus Angst um eine kalte Stube entwickeln. So gesehen müssten die Behörden eigentlich schon jetzt aktiv werden. Das Heizen mit Elektrowiderstands-heizungen, wie sie im Fachjargon heissen, ist erstens hochgradig unwirtschaftlich und ein verschwenderischer Umgang mit Energie, zweitens bringen viele mobile Heizgeräte das Energieversorgungssystem an den Rand eines Blackouts.

Angesicht der drohenden kalten Wohnung könnte manch ein Schlauberger auf die Idee kommen, während der Phase einer Stromnetzabschaltung in sein Auto zu sitzen, den Motor anzulassen und die Sitzheizung einzuschalten. Wer das Auto in einer grossen Tiefgarage geparkt hat, sollte aber beachten, dass sich das Garagentor nur mit elektrischem Strom öffnen lässt. Wer also vor der Netzabschaltung das Auto aus der Tiefgarage manövriert hat, könnte nun während der vier Stunden der Netzabschaltung im Quartier herumkurven. Das ist zwar ein lufthygienischer Unsinn und belästigt die Nachbarn, aber wenigstens hat man warm. Vor dieser Aufwärmtour sollte man aber den Tank füllen, denn die Tankstellen sind während der Netzabschaltung ausser Betrieb, weil die Benzinpumpe eben auch mit Strom läuft. Gut beraten ist darum derjenige, der ein paar Benzinkanister im Keller lagert.

Aber vielleicht ist es schlauer, der kalten Wohnung mit der inneren Wärme zu trotzen. Der Bundesrat müsste analog der japanischen Regierung bei einer Strommangellage die Bevölkerung dazu aufrufen, vermehrt Alkohol zu trinken. In Japan ist die Bevölkerung dazu aufgefordert mehr Sake zu trinken, wobei hier das Problem die rückläufigen Alkoholsteuereinnahmen sind und nicht etwa die kalte Stube. Obwohl die wenigsten einen Notvorrat angelegt haben, ist der eigene Weinkeller meist gut bestückt, geschweige denn die Hausbar, mit der man das ganze Wohnquartier in eine Alkoholvergiftung führen kann. Das sind ideale Voraussetzungen, sich in dieser Krisenlage wenigstens innerlich zu wärmen, da diesbezüglich keine Mangellage besteht.

P.S. Diese Geschichte ist mir nach dem Genuss von einer gan zen Flasche feinen Rotwein meines Winzers und der anschliessenden Einnahme von drei Gläsern Grappa in den Sinn gekommen. Den Reiswein sollen die Japaner selbst trinken.

Montag, 30. Januar 2023

Die Strassentunnels haben keine Lichtschalter


War das eine Aufregung als im Frühling/Sommer allen klar wurde, dass fast ganz Europa in eine regelrechte Strommangellage rasselt. Von allen Seiten kamen Vorschläge wie man diese drohende Krise abwenden könne. Diese reichten vom Anlegen eines Kerzen/Batterie-Notvorrats oder dem grosszügigen Einkauf von Cheminéeholz bis zu einer Sparkampagne des Bundes. In Deutschland entstand sogar eine Polemik über die Dauer des Duschens oder die Verwendung von Waschlappen für die Körperpflege. Auch die Politik in der Schweiz erwachte und verabschiedete in einem nie dagewesenen Tempo innert drei Wochen ein Gesetz, das die Winterstromproduktion massiv fördern soll. Dass dieses Gesetz für den Winter 2022/23 nichts nützt, war aber sofort klar. Zudem wurden Ersatzkraftwerke in Auftrag gegeben und Energiereserven in Speicherseen für 300 Millionen Franken eingekauft. Wenn das alles nichts nützt, kommen dann halt Kontingentierung, Rationierung oder Netzabschaltung zum Zuge. Dazu grub man uralte Krisenpläne aus, bei der die Organisation für Stromversorgung in ausserordentlichen Lagen (OSTRAL) die Bewältigung einer Strommangellage organisieren muss. Doch als man diese Pläne genauer anschaute, merkte man, dass das alles schöne Theorie ist und eigentlich niemand genau wusste, wie man die umsetzt.

In den Medien wurden einzelne Verbraucher, die bei einer Rationierung abgestellt werden müssten, publiziert. So las man, dass Rolltreppen, Saunas, Beschneiungsanlagen und Reklamebeleuchtungen wohl als Erste drankommen würden. Die offizielle Liste wurde dann im Dezember mit dem Entwurf der „Verordnung über Beschränkungen und Verbote der Verwendung elektrischer Energie“ veröffentlicht. Darin werden die Beschränkungen und Verbote von Bügeleisen, Wäschemangeln, Teller- und Tassenwärmern, Streaming-Diensten, Elektroautos, Heizpilzen, Sitzheizungen von Sesselliften, elektrischen Laubbläsern, Waschanlagen für Personenwagen, Mining von Kryptowährungen und vielem mehr aufgeführt.

Und bei Autobahntunnels was läuft da? Ja da kann man aus Gründen der Sicherheit und der Verfügbarkeit gar nichts sparen. Soweit die offizielle Version, in Tat und Wahrheit haben wir in den Tunnels einfach keine Lichtschalter um die Beleuchtung, die an 365 Tagen 24 Stunden brennt, abzuschalten.

Einige mögen nun einwenden, dass sich die Lage im Stromsektor beruhigt hat. Das mag für diesen Winter stimmen, weil die Gasspeicher am Anfang noch mit russischem Gas gefüllt werden konnten, viele der maroden französischen Atomkraftwerke in Betrieb genommen wurden, die Speicherseen wider Erwarten gefüllt werden konnten und mit der Sparkampagne der Verbrauch um 3.7% zurück ging. Da im nächsten Winter die Diskussionen weitergehen, würde es vielleicht Sinn machen, sich etwas mit der Materie zu befassen. Denn die Wenigsten kennen den Unterschied zwischen Blackout und Netzabschaltung. Bei einer Netzabschaltung in Folge einer Strommangellage hat man noch Zeit die Streichhölzer in der beleuchteten Wohnung zu suchen, um die Kerzen anzuzünden. Bei einem Blackout muss man die Streichhölzer im Dunkeln suchen. Aber eben: dunkel wird es in beiden Fällen.