Dienstag, 27. Dezember 2022

Leise rieselt der Schnee – im Tunnel

 


Jedes Jahr das gleiche Gejammere: Wird es weisse Weihnachten geben, oder müssen wir den Christbaum mit saurer Miene im grünen Garten bestaunen? Die Meteorologen liefern sich dazu abendfüllende Sendungen warum jetzt kein Schnee kommt oder in welchen Gegenden doch noch mit Schnee unter dem LED-beleuchteten Tannenbaum im Garten gerechnet werden kann.

Die Wetter-Nachrichten im Fernsehen sind für einigermassen intelligente Menschen eine arge Belastung. Geht es doch in diesen Sendungen nicht um die reine Vermittlung von News, sondern es finden regelrechte Shows statt. Das SRF hat dazu vor Jahren auf dem Dach des Fernsehgebäudes in Zürich ein Wetterstudio eingerichtet, damit auch die Dümmsten merken, dass das Wetter draussen stattfindet. Das kann man auf dem eigenen Balkon billiger haben. Auch das Wetter-Format wetter.tv hat noch eigene Höhepunkte in ihre Nachrichten eingebaut. So moderiert dort eine Frau die Sendung, und soweit man es überblicken kann, hat sie jeden Tag ein anderes Kleid an. Den Kleiderschrank dieser Dame würde man gerne mal sehen. Dieses Beispiel zeigt schön, dass es eigentlich gar nicht um die Wettervorhersagen geht, sondern darum, die Sendeminuten zwischen den Werbeblöcken so zu füllen, dass die Leute dranbleiben.

Damit das Gejammere mit dem Schnee an Weihnachten und die Darbietungen von Kachelmann, Bucheli und anderen Wetter-Clowns ein Ende hat, installiert das ASTRA in allen Autobahn-Tunnels Beschneiungsanlagen. Dazu werden handelsübliche Hochdrucknebelanlagen an der Tunneldecke montiert. Die auch als Brandbekämpfungsanlagen (BBA) bezeichneten Systeme werden weltweit in einigen wenigen Tunnels eingesetzt, um bei einem Ereignis die Temperatur des Feuers reduzieren zu können. In der Schweiz werden diese Löschanlagen bis anhin nirgends eingesetzt. Die BBA funktionieren wie eine Sprinkleranlage, nur, dass der Wasserstrahl viel feiner ist und mit Hochdruck die Wasserrohre verlässt. Für die neuen Beschneiungsanlagen werden die BBA mit einem Swiss-Edition-Schneemodul ergänzt, das die Wassertropfen gefrieren lässt und Schnee versprüht wird.

In der Zeit der Weihnachtsmärkte sperrt man dann alle Tunnels und lässt diese BBA mit Schneemodul auf Hochdruck laufen. Wenn die Weihnachtsstände im Tunnel nun schön mit Schnee zugedeckt sind, kommt Winterstimmung auf. Und ja, die auf der zweiten Spur parkierten Autos der Glühwein trinkenden Besucher werden natürlich auch zünftig eingeschneit. Nach dem Besuch des Marktes kann man dann, leicht angetrunken, sein Auto unter einer 50 cm hohen Schneedecke hervorbuddeln – wenn da nicht eine grossartige Weihnachtsstimmung aufkommt?

Sonntag, 27. November 2022

Zwölf autofreie Sonntage

 

Autofreie Sonntage kennen die unter 50-Jährigen nur vom Hörensagen, oder sie wurden als Säugling in einem Kinderwagen über die leeren Autobahnen gestossen. Im Jahre 1973 ordnete der Bundesrat aufgrund des Treibstoff-Engpasses drei autofreie Sonntage an, weil in Folge des Jom-Kippur-Kriegs die arabischen Staaten ein Ölembargo verhängten. Das behördliche Verbot führte aber nicht zu Massenprotesten – wie heute, sondern artete regelrecht in einem Volksfest aus. Alles was fahren konnte, und keinen Motor hatte, wurde an diesen Sonntagen auf die leeren Strassen geschleppt: Kinderwagen, Trottinette, Velos, Rollschuhe. Vierspurige Autobahnen verkamen zu regelrechten Rummelplätzen.

Im Zuge der Ukraine-Krise kommen nun autofreie Sonntage wieder aufs Tapet. Die Rede ist von ein bis vier autofreien Sonntagen pro Jahr. Zudem führen einzelne Gemeinden, im Rahmen der Kampagne zur Förderung der Mobilitätswende, am 22. September einen autofreien Aktionstag durch. Dabei werden aber nur einzelne Strassenzüge für den motorisierten Verkehr gesperrt.

Doch das ist alles Mumpitz. Wenn man eine Wirkung erzielen will, müssen es schon mindestens zwölf autofreie Sonntage sein. Aber nicht um die heutige Spassgesellschaft zu bedienen, damit diese wieder Happenings auf den leeren Strassen veranstalten kann, nein schlicht und einfach für den Erhalt der einheimischen Strassenbaustellen. Früher konnte man auf Autobahnen noch mehrere Tage hintereinander kilometerlange Spurreduktionen vom Feinsten durchführen. Früher, also in den 70iger Jahren, konnte man sogar tagsüber ganze Spuren sperren – oder zur Not auch mal die ganze Fahrbahn. Ja, früher, da machte das Bauen auf der Strasse noch Freude. Heute werden die Bauarbeiter von den
Autofahrern mit Schimpfwörtern und PET-Flaschen beschmissen. Heute kann man bestenfalls die Autobahn tief in der Nacht sperren, und selbst das führt noch zu Staus. Das ASTRA unternimmt deshalb immense Anstrengungen, um den Verkehr durch die Baustellen nicht zu beeinträchtigen. So werden Spursperrungen für Bau- und Unterhaltsarbeiten nur noch in der Nacht durchgeführt. In diesem Jahr hat das Amt sogar eine befahrbare Brücke in Betrieb genommen, die es ermöglicht, darunter tagsüber Belagssanierungen durchzuführen. Der Verkehr läuft währenddessen über diese Brücke.

Doch irgendwann ist man mit den Möglichkeiten am Ende und es müssen neue Lösungen her, und eine davon heisst eben: zwölf autofreie Sonntage. An diesen Tagen werden dann tausende von Bauarbeitern die Sanierungsarbeiten auf hunderten von Baustellen in der ganzen Schweiz durchführen, ohne den Verkehr zu stören. Im Fachjargon nennt man das Closter-Baustellen.

Wer nun denkt, wow, das ist ja super, dann fällt der obligate monatliche Sonntagsbesuch bei der Schwiegermutter voll ins Wasser bzw. auf einen autofreien Sonntag, hat sich schwer geschnitten. Denn der Besuch muss wohl oder übel am darauffolgenden Sonntag nachgeholt werden, das gibt einem die Schwiegermutter am Telefon unmissverständlich zu verstehen. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

Samstag, 5. November 2022

Eisenbahn auf der Autobahn


Eine Würdigung zum 175-jährigen Jubiläum der Eisenbahnen in der Schweiz Als 1847 die erste Eisenbahn von Zürich nach Baden fuhr, war das für die betuchte Gesellschaft eine Erlösung. Denn bis dato mussten die Armen in klapprigen Pferdewagen über schlechte Kiesstrassen fahren. Alle 15 km mussten die Pferde gewechselt werden und die Fahrt dauerte über drei Stunden. Nach Eröffnung der Spanisch-Brötli-Bahn dauerte die Fahrt nur noch 45 Minuten. 

Als sich in den 50iger Jahren das Auto zum Massenverkehrsmittel entwickelte, wurde es auf den Verkehrsachsen zunehmend eng. Die Bahn und die Autos mussten sich ein Trassee teilen. So entstanden Strassenbahnen in mittleren bis grösseren Städten, aber auch auf dem Lande. Sogar auf dem ersten Autobahnabschnitt von Kriens nach Ennethorw querten Eisenbahngleise die Autofahrbahn. Mit dem Autoboom wurden die Bahnen zunehmend zu einem Hindernis, waren nicht mehr wirtschaftlich und verschwanden schlussendlich. So die Bahn im Maggiatal zwischen Ponte Brolla und Bignasco oder die Bahn auf der Strecke Vevey-Montreux-Chillon-Villeneuve. Unter eingefleischten Eisenbahnfans sind die Strassenbauer deshalb die Totengräber von unzähligen sehr romantischen Strassenbahn-Strecken. Als Mitarbeiter eines Strassenbauamtes mit einem eisenbahnaffinen Freundeskreis kriegt man das knallhart zu spüren. So ist man dann rasch persönlich schuld an der Einstellung der BellinzonaMesecco-Bahn, die im Zuge einer neuen Linienführung der Autobahn weichen musste. 

Zum Glück hat die Strasse nicht allen historischen Bahnstrecken den Garaus gemacht, und so können die Eisenbahnfans sich zum 175-jährigen Jubiläum auf unbequemen Holzbänken und mit Russ in den Haaren auf den historischen Bahnstrecken vergnügen. 

Zum Schluss noch einen Glückwunschgruss an die Eisenbahn: 

«Liebe Bahn, wir gratulieren dir ganz herzlich zu deinem ehrwürdigen Geburtstag. Wir hoffen, dass du noch lange lebst und viele Nachkommen hast. Gut, etwas vom Charme und vom Komfort der Gründerjahre, also den der 1. Klasse, könntest du schon noch übernehmen. Mit diesen hochtechnisierten, neumodischen Zügen mögen wir Zugfahrer wohl etwas schneller ankommen – vorausgesetzt allerdings, die Türen sind nicht wieder von Störungen befallen – aber das Reisen in denselben ist wahrlich abenteuerlich im negativen Sinne geworden… wenn es einem nicht von der Neigetechnik schlecht wird, dann spätestens von den stinkenden WC Kläranlagen, deren Gestank in Zug und Bahnhof weder die zusätzlichen Putzequipen noch die Hochdruckreiniger Herr werden …

Donnerstag, 22. September 2022

E-Auto fährt mit Pommes-Frites-Öl


Das Elektroauto ist ökologisch nicht ganz bedenkenlos. Besonders der benötigte elektrische Energiebedarf zum Laden der Batterie ist immens. Zudem gehen alle davon aus, dass dieser mit erneuerbaren Quellen erzeugt wird. In der Schweiz schätzt man den Bedarf für grünen Strom, wenn 100% der Autos elektrisch fahren, auf 20 TWh pro Jahr. Das entspricht etwa einem Drittel des heutigen Gesamtstrombedarfes. Das Naheliegendste wäre, diese Energie mit Hilfe der Sonneneinstrahlung zu erzeugen. Das dies nicht überall selbstverständlich ist, zeigt das Beispiel Australien. Im Land mit einer der höchsten Sonneneinstrahlung, ist Solarenergie ein Fremdwort. Lieber setzt man auf Kohle und Öl, nach dem Motto: was nicht stinkt und raucht, ist nichts wert. So wird heute noch 54% des Stroms mit Kohlekraftwerken erzeugt. Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass ein pensionierter Ingenieur in der australischen Wüste auf die Idee kam, eine Elektroschnellladestation mit Pommes-FritesÖl zu betreiben. Dazu sammelte er das Altöl der zehn Highway Raststätten zwischen Perth und Adelaide ein und treibt damit einen Generator an. In Australien muss man sich natürlich nicht fragen, unter welchen fragwürdigen lufthygienischen Bedingungen dieser Ölgenerator betrieben wird. Das Wort Schadstofffilter kennt der findige Ingenieur John Edwards wohl nicht. Wobei, vielleicht ist die Ökobilanz dieser Schnellladestation in der dünnbesiedelten Nullarbor-Ebene im Süden von Australien trotzdem positiv. Denn bis zu diesem Zeitpunkt war der 910 Kilometer lange Eyre Highway mit Elektroautos nicht befahrbar, und das alte Fritieröl musste in die weit entfernte Entsorgungsstelle gekarrt werden. Dazu kommt, dass im letzten Jahr bloss fünf Elektroautos diese verlassene Gegend befuhren. Doch schlussendlich wird die Geschichte zeigen, ob solche Initiativen die Menschheit rettet, oder ob ein Song der australischen Rockband AC/DC Wahrheit wird. Auf ihrer Tourneefahrt durch die gleissende Hitze der Nullarbor-Ebene wurden sie nämlich 1979 zum Song „Highway to Hell“ inspiriert. P.S. Bei den Wahlen im Mai 2022 haben die Australier nun gemerkt, dass der energiepolitische Kurs der konservativen Regierung in die Sackgasse führt und haben den bisherigen Premierminister Scott Morrison und seine Regierung in diese Wüste geschickt.

Freitag, 12. August 2022

5 Franken für die Oligarchen

 

„Benzinpreis trübt Osterfreude“, dieser Titel eines Artikels war nicht etwa dieses Jahr in der NZZ zu lesen, sondern er stammt aus dem Jahr 2007. Daran beklagt sich der Autor bitterlich, dass der Benzinpreis um 10 Rappen auf 1.64 Franken gestiegen sei, und sich der Osterurlaub massiv verteuern werde. Angesicht der derzeitigen Preisentwicklung mit Höchstwerten über CHF 2.40 muss man darüber nur lachen. Den Autofahrern ist es aber nicht ums Lachen, nicht wenige steigerten sich sogar zu Wutausbrüchen. In Deutschland ging die Wut so weit, dass ein Korso von 500 Autos gegen die Preiserhöhung protestierte. Dabei gab es mehrere Auffahrunfälle. Doch was soll diese Demo auf deutscher Autobahn, die deutsche Regierung kann nun wirklich nichts dafür, dass die Benzinpreise so rasant angestiegen sind. Nein, dieser Protestkorso hätte auf dem Roten Platz in Moskau stattfinden müssen, denn hinter den dicken Mauern des Kremls sitzt der wahre Übeltäter. Doch wenn man dieses Jahr den Megastau von 25 km vor dem Gotthard beobachtete, kann es mit der Wut nicht so weit her sein. Andernfalls müssten alle, die im Stau standen blöd sein – und das kann ja nicht sein…

Doch wieso die Menschheit so ein verkrampftes Verhältnis zum Benzinpreis hat, lässt sich nur schwerlich erklären. Denn der Benzinpreis ist den direkten Marktkräften ausgesetzt, und die Marktwirtschaft finden doch alle immer super. Dazu kommt, dass bei den Kosten für die Automobilität die Treibstoffkosten nur 16 % ausmachen. Also, wo liegt das Problem? Wahrscheinlich ist es der Ärger, dass vom Benzinpreis viele profitieren. Zuerst sind da die Zölle, mit denen sich die Autofahrer als Milchkühe der Nation fühlen. Dass sie für dieses Geld ein tadelloses Strassennetz bekommen, blenden sie geflissentlich aus. Dabei sind in diesen Zöllen nicht einmal Umweltabgaben enthalten. Die CO2-Abgaben von lächerlichen 1.5 Rappen pro Liter decken die Umwelt- und Gesundheitskosten in keiner Weise ab. Eigentlich müsste sich der Ärger über die hohen Treibstoffpreise auf die letzte Gruppe der Begünstigten fokussieren, den Oligarchen und sonstigen Ölmilliardären. Den das sind die grossen Profiteure der hohen Spritpreise. Was die mit dem Haufen Geld machen, weiss nun die ganze Welt, nachdem unzählige Hochseejachten im Zuge der Sanktionsmassnahmen wegen des Angriffes auf die Ukraine beschlagnahmt wurden. Diese protzigen und bis zu 156 Meter langen Jachten stehen nun für teures Geld in irgendwelchen Marinas. So gesehen, wäre es eigentlich schlauer gewesen, der 12 Rappen CO2-Abgabe bei der seinerzeitigen Abstimmung um das CO2-Gesetz zuzustimmen…

Doch schlussendlich müsste man den Benzinpreis, um die Klimaerwärmung zu stoppen, auf ein anderes Niveau legen. Denn gemäss Studien ist erst ab einem Benzinpreis von 5 Franken eine signifikante Änderung des Fahrverhaltens feststellbar. Dieser hohe Spritpreis hat aber einen kleinen Haken. Durch die gestiegenen Preise wird noch mehr Geld in die Taschen der Oligarchen gespült. Diesen bleibt dann nichts anderes übrig als 312 Meter lange Hochseejachten zu kaufen.

P.S. Wer sich noch intensiver mit den Jachten der Oligarchen befassen will, kann sich gerne bei der entwicklungspolitischen Organisation PublicEye das grosse Schweizer „Quartett der Oligarchen“ bestellen. Wer die längste Jacht hat gewinnt.

Mittwoch, 20. Juli 2022

Geschwindigkeitssignale werden entfernt


Endlich gibt es keine Bussen mehr wegen der Überschreitung der Höchstgeschwindigkeit auf Strassen. Ab 6. Juli 2022 müssen nämlich in der EU alle neu entwickelten Fahrzeuge mit einem intelligenten Geschwindigkeitsassistenten ausgerüstet werden. Dieser Assistent warnt den Autofahrer, wenn er zu schnell fährt oder reduziert die Geschwindigkeit gerade selbst.

Die Tempobolzerei hat damit ein Ende. Wer trotzdem den Geschwindigkeitsrausch braucht, muss nach Deutschland fahren, wo bekanntermassen selbst unter Grüner Regierungsbeteiligung keine Höchstgeschwindigkeiten in Sicht sind. Man kann auch sein altes Auto als Dritt- oder Viert-Wagen behalten, um ohne störende Warnsignale weiterhin über die Strassen brettern zu können. Doch das können sich nur Nicht-Städter leisten, die nicht unter Parkplatznot leiden.

Wer nun glaubt, dass am 7. Juli 2022 die Werkhofmitarbeiter begonnen haben, flächendeckend die Geschwindigkeitssignale zu entfernen, hat sich schwer geschnitten. Auch die verhassten Blitzkästen, oder amtlich korrekt Geschwindigkeitsmessanlagen, werden bleiben. Bis nämlich 100 Prozent der Autos mit einem Intelligent Speed Assistance (ISA) ausgerüstet sind, wird es noch Jahrzehnte dauern. Das ASTRA wird deshalb das Programm VM-Roadmap, welches die Installation unzähliger intelligenter Geschwindigkeitsharmonisierungsanlagen beinhaltet, nicht stoppen. Denn die Erfassung der Geschwindigkeiten in den ISA erfolgt mittels zertifiziertem Kartenmaterial und den Kamerabildern der Verkehrsschilder. Und bis die elektronische Übermittlung der Höchstgeschwindigkeit direkt in die Autos funktioniert, wird es noch einige Zeit dauern. Internationale Normengremien streiten sich nämlich, welche CarToInfrastructure-Kommunikation nun zum Zuge kommen soll. Ob über das Mobilfunknetz mit 5G oder über ein WLAN-Netz oder über das Satellitensystem Starlink von Elon Musk: In jedem Fall braucht es einen massiven Ausbau der Kommunikationsinfrastruktur. So wird es weiterhin Geschwindigkeitsübertretungen geben, was die Kassen der Kantone nach wie vor schön klingeln lässt.

Wer die Nase von dieser Bevormundung im Strassenverkehr voll hat, sollte auf den Öffentlichen Verkehr umsteigen. Dort gibt es zwar auch Höchstgeschwindigkeiten und ein ISA, aber darum muss sich der Lokomotivführer kümmern, die Bahnbenutzer sind davon nicht betroffen.

P.S. Ob die Schweiz diese EU-Regelung übernimmt oder wieder ein Sonderzügli fahren will, war bis Redaktionsschluss nicht bekannt.

Samstag, 18. Juni 2022

Nachruf auf den Ersatzkanister

 

Obwohl die Zahl für die Inverkehrssetzung von Elektroautos rasant steigt, sind noch viele Autofahrer ob diesem neuen Vehikel skeptisch. Nicht wegen den Kosten oder der nicht ganz unproblematischen Materialzusammensetzung der Batterie. Auch haben die Elektroautos den Mief eines langsam dahin tuckernden Vehikels für Weltverbesserer abgelegt. Es ist langsam sexy, so einen elektrisch angetriebenen Wagen zu haben, insbesondere dann, wenn die Beschleunigung fast einem Formel 1 Schlitten entspricht. Nein, der grosse „Mangel“ dieser dekarbonisierten Autos ist die begrenzte Reichweite. Es treibt dem Benutzer den Schweiss aus der Stirne, wenn er daran denkt, irgendwo im Nowhere mit entladener Batterie zu landen. Vor diesem Schreckensszenario möchte sich der Sicherheit liebende Autofahrer mit aller Gewalt bewahren.
 

Doch denkt man an die Anfänge der Benzinautos zurück, so waren dies auch ungewisse Zeiten. Die erste Fernfahrt von Bertha Benz war mit Strapazen verbunden und nur dank ihres eisernen Willens erfolgreich. Im Jahre 1888 wollte sie beweisen, dass die Autos ihres Mannes gebrauchstauglich sind und fuhr heimlich in den Schulferien mit ihren beiden Söhnen von Mannheim in das 90 Kilometer entfernte Pforzheim. Tankstellen gab es noch keine. Das Benzin musste sie in den Apotheken kaufen. Aus diesem Anlass bezeichnet sich noch heute die Stadt-Apotheke von Wiesloch als erste Tankstelle der Welt.
 

Als das Auto vom Vehikel für die Oberschicht zum Volkswagen mutierte, war das Tankstellennetz noch nicht so dicht und der Spritverbrauch hoch. Besonders zu Ferienzeiten sah man vielfach Autos am Rande der Strasse stehen und die Fahrer liefen ratlos um das Auto oder waren schon zu Fuss unterwegs zur nächsten Tankstelle, um einen gefüllten Ersatzkanister zu kaufen. So führten einige fortan einen Ersatzkanister mit.
 

Die stolzen Besitzer eines Elektroautos mögen ab diesen Geschichten nur schmunzeln. Doch auch sie haben das Problem, dass sich ihre Karre mit einer leeren Batterie keinen Millimeter bewegen lässt. Einige clevere E-Autos haben zwar ein Batteriemanagement-System eingebaut, welches mögliche freie Ladestationen frühzeitig aufzeigt. Aber das hat natürlich seinen Preis. Findige Wohnhausbesitzer mit einer Photovoltaikanlage bieten schon mit Werbeplakaten an der Strasse Steckdosen zum Nachladen an.
 

Doch wie würde so ein elektrischer Ersatzkanister aussehen? Man könnte sich einen fahrbaren Einkaufshandwagen vorstellen. Nur würde der etwa 200kg schwer werden, damit man das liegengebliebene Elektroauto innert nützlicher Frist wieder flottkriegt. Aber wo stehen dann diese Ersatzbatterien? Eine andere Idee wäre eine Ersatzbatterie in der Gestalt eines Anhängers. Aber auch das macht wenig Sinn. Dann gibt es noch weitere unzählige Ideen von Lademöglichkeiten wie Steckdosen an Beleuchtungskandelaber, Parkuhren, Verkehrsampeln und obligatorische Steckdosen in allen Tiefgaragen und bei Firmenparkplätzen.


Doch schlussendlich: wer kein Vertrauen in die Technik hat, fährt lieber Bahn. Dort kommt der Strom dauernd aus einer Fahrleitung – also meistens!

Mittwoch, 13. April 2022

Wegen Strommangel Tunnel geschlossen?


Bis vor kurzem kam bei den meisten Konsumenten der Strom einfach aus der Steckdose. Man wusste noch irgendwie, dass Stauseen und Atomkraftwerke zur Stromproduktion da sind, aber vom Zwischendurch mit Übertragungsnetz, Verteilnetz, Regelenergie, Speicherenergie und Importstrom hatten die Wenigsten eine Ahnung. Und jetzt die Hiobsbotschaft von einer drohenden Strommangellage. Seit dieser Ankündigung überbieten sich Politiker und Lobbyisten mit Vorschlägen. Es wurde zu einer regelrechten Anbauschlacht mit neuen Wasser-, Wind- und Solarkraftwerken gerufen. Ganz Mutige warfen sogar die Atomkraft in die Waagschale, um die Dramatik zu verstärken. Eine Partei wollte sogar einen Stromgeneral einsetzen. Zu guter Letzt sollte die Bewältigung der Strommangellage noch CO2 neutral erfolgen.

Das ganze Desaster begann, als die Schweiz die Verhandlungen mit der EU über das Stromabkommen abgebrochen hat. Bis zu diesem Zeitpunkt konnte man den Strom bequem aus dem Ausland beziehen. Sollen doch die anderen ihre Landschaft mit Kraftwerken verschandeln und schlechte Luft einatmen. Doch nun prognostizierten Experten eine Strommangellage. Der Bundesrat hat daraufhin einen ganzen Strauss von Massnahmen mittels Änderungen von Gesetzen und Verordnungen in die Vernehmlassung geschickt. Flugs kam der Vorwurf einer Planwirtschaft. Doch hätte man sich in den letzten Jahren beim Energiesparen etwas mehr angestrengt, wäre jetzt so eine Feuerwehrübung nicht notwendig.

Im Rahmen des Programms „Vorbild Energie und Klima“ hat das ASTRA begonnen, die Tunnelbeleuchtungen auf LED umzurüsten und die wenigen noch vorhandenen Strassenbeleuchtungen abzubrechen, aber leider reicht das nicht, um eine Strommangellage abzuwenden. Damit wir es etwas besser als die Chinesen machen, wurde ein dekarbonisiertes klimaneutrales BSA-Kreativteam gebildet. In China haben nämlich Provinzbeamte, als sie gegen Ende Jahr merkten, dass sie die CO2-Vorgaben nicht einhalten können, kurzerhand den Fabriken den Strom abgestellt. In der Schweiz wird in Strassentunneln jeder Quadratmeter der Fahrbahn durchschnittlich mit 1.5 Candela beleuchtet. Candela ist das lateinische Wort für Kerze und bezeichnet die Lichtstärke. Alle Tunnel sollen nun bis 2050 mit einer Kerzenbeleuchtung nachgerüstet werden. Damit liesse sich der Strombezug um 9 MW reduzieren. Wer jetzt diesen technologischen Rückschritt ins 17. Jh. bedauert, dem sei gesagt, dass viele Tunnelportalbauwerke unter Kulturgüterschutz stehen. Die neue Kerzenbeleuchtung bildet damit eine baukulturelle Einheit mit diesen national geschützten Portalen. Zudem kann das ASTRA ab der nächsten Adventszeit optimal an der Weihnachtsbeleuchtungs-Anbauschlacht teilnehmen.

P.S. Wer sich mit dem Leben ohne Strom intensiver befassen will, dem sei das Buch „Blackout“ von Marc Elsberg sehr zu empfehlen. Es ist eine spannende Geschichte über einen zweiwöchigen Stromunterbruch in Europa.

Mittwoch, 16. März 2022

Pinguine machen Autostopp

Jeden Sonntag im Winter veranstaltet der Zoo für die Besucher einen gemeinsamen Spaziergang mit Königspinguinen. Die Pinguine freuen sich zwar, mindestens einmal in der Woche ihren Käfig, der eigentlich einem grossen durchsichtigen Kühlschrank gleicht, verlassen zu können. Doch einem Pinguinpaar geht diese Pinguinparade mit dem Gewatschel auf dem immer gleichen Weg langsam auf den Geist. Sie möchten einmal ihre Heimat sehen und benutzen eben diesen Anlass und büxen aus. Kaum haben sie den Zoo verlassen, erblicken sie auf der Zufahrtsstrasse ein regelrechtes Verkehrschaos.

Wie Pinguine auf dem Packeis schlittern Autos mit Sommerpneus auf der schneebedeckten Fahrbahn umher. Die beiden Pinguine stehen verdutzt am Strassenrand und beobachten das Schauspiel, dabei werden sie von einem vorbeifahrenden Salzstreufahrzeug mit Salzsole bespritzt. Mit dem Salz in den Federn fühlen sie sich zwar wie in ihrer Heimat, aber auf den Strassendreck im Gesicht können sie verzichten und watscheln weiter Richtung Bushaltestelle. Dort stehen Leute wie Pinguine in einer Reihe und starren wartend in ein so leuchtendes Gerät. Für was Smartphones gut sind, können Pinguine ja nicht verstehen. Kurz darauf kommt ein Bus und die Pinguine hüpfen hinein. Als alle in der Einkaufsstrasse aussteigen, werden die kleinen Pinguine mit dem Menschenstrom mitgerissen. Beim Schlendern in der Einkaufsstrasse entdecken sie immer wieder Gegenstände mit Pinguinen. Für was die Menschen Glacélöffel mit Pinguinstiel, Pinguine als WC-Besenhalter, Espressotassen mit aufgedruckten Pinguinen brauchen, können sie nicht nachvollziehen.

Völlig belämmert von diesem Produkte-Überangebot verlassen sie fluchtartig die Konsumtempel mit einem Taxi. Wobei, sie mussten lange warten, bis sie überhaupt ein Taxi mitnehmen wollte, weil jeder Fahrer Angst hatte, sie würden das Auto verdrecken. Als sie nach einiger Zeit den Taxifahrer freundlich baten, die Autoheizung etwas zurückzudrehen, wird dieser fuchsteufelswild und wirft die beiden verdutzten Pinguine bei der nächsten Autobahn-Raststätte aus dem Taxi. Gut hatte das dortige Restaurant gerade mediterrane Woche. So konnten sie sich den Bauch mit Krevetten vollschlagen. Eigentlich gehören Krevetten nicht gerade zu ihrem Speiseplan, aber immer noch besser als ein fettiger Hamburger.

Voll gefressen suchen sie auf der Raststätte einen Schlafplatz; plötzlich entdecken sie einen offenen Kühllastwagen, schnell hüpfen sie in den Laderaum. Die Fahrt ist angenehm, weil der Laderaum schon gekühlt und bis unters Dach mit Fischen gefüllt ist. Der Lastwagen fährt Richtung Mittelmeer. Wieso der Transporter Fische an das Meer bringt, ist zwar nicht logisch, aber im weltweiten Warentransport hat sich die Logik und die Vernunft schon lange verabschiedet. Am Hafen angekommen, entdecken sie ein Antarktisexpeditionsschiff, schnell watscheln sie unbemerkt auf das Schiff. Bei der Fahrt fragen sich die Pinguine, wieso auf einem Schiff in die unwirtlichste Gegend der Erde Luxuskabinen und üppige Buffets notwendig sind. Als blinde Passagiere müssen sie sich mit den Essensresten aus der Küche begnügen. Eines Tages gab es einen fürchterlichen Sturm und das Schiff sank. Alle Passagiere kamen ums Leben. Die beiden Pinguine konnten sich auf das nahe Packeis retten.

Moral der Geschichte: Auch blinde Passagiere können einmal Glück haben.