Endlich darf die Karre selber fahren, wenn auch nur in den Parkplatz hinein und hinaus und das bei dauernder Beobachtung durch den Fahrzeuglenker. Ab 1.1.2021 hat die Schweiz als eines der ersten Länder, das teilautonome Fahren rechtlich zugelassen. Jetzt wird sich zeigen, ob die theoretischen Überlegungen der Entwickler in der Praxis auch etwas taugen. Man kann sich nämlich gut das Gejammere vorstellen, wenn wegen eines Fehlers das zu parkende Auto selbstständig in das Nachbarauto hineinfährt und dessen exklusive und teure Lackierung auf der ganzen Länge beschädigt.
Die Versicherungen werden den Fahrzeughaltern dann eine lange Nase machen, weil dieser Schaden wohl nicht versichert ist. Ein Regress auf den Autohersteller kann man sich auch abschminken, die werden sich durch das Kleingedruckte im Kaufvertrag gut absichern. Doch alle Ausreden der Autohersteller, dass die Parkfelder in Amerika halt breiter und das Wetter besser seien, werden nicht helfen. Den wenn sie diese triviale Funktion des selbstständigen Parkens nicht sauber im Griff haben werden, können sie das vollautomatische Fahren in Zukunft gleich vergessen.
Das erste selbstfahrende Auto wurde im übrigen bereits 1977 entwickelt. Und schon in den 80iger Jahren ist in der Fernsehserie Knight Rider der K.I.T.T von David Hasselhoff selbstständig um die Häuserecke gefahren. Trotz aller Phantasten und Technikgläubigen mussten die Autofahrer aber 44 Jahre warten, bis sie das blöde Steuerrad wenigstens bei einem Fahrmanöver legal loslassen dürfen.
Zu den Euphorikern gehört auch Uber. Der Fahrdienstleister möchte möglichst schnell auf die Fahrer verzichten können, um deren Löhne einzusparen. Darum hat sich Uber für das automatisierte Fahren stark gemacht. Vor vier Jahren rechnete Uber, dass im Jahre 2020 75000 autonome Fahrzeuge betrieben werden können. Doch was aus dem vollmundigen Versprechen geworden ist, ist ja zum Lachen: Eine Fernsteuerung für das Parken von Autos – wie bei einem Modellauto! Nach dem Uber über 900 Millionen Dollar in selbstfahrende Fahrzeuge investiert hat, haben die Aktionäre langsam die Nerven verloren. Uber hat darum im Dezember verkündet seine Sparte für autonomes Fahren abzustossen und an das Roboterwagen-Start-up Aurora zu verkaufen.
Doch schlussendlich fragt sich, ob der riesige Aufwand der vielen Sensoren und der ausgeklügelten Software gerechtfertigt ist. Vielleicht ist der legendäre und viel zitierte Satz aus der TV Krimiserie „Derrick“ (1974 bis 1998) die einfachere Lösung. Nach Abschluss eines Augenscheins bei einem Mordfall sagte der Kommissar (Horst Tappert) jeweils zu seinem Assistenten Harry Klein: «Harry, hol schon mal den Wagen».
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