Sonntag, 1. Dezember 2024

Ohne AKW kein Frühstücksei?

 

Seit Bundesrat Rösti der Schweizer Regierung einen Entscheid für die Aufhebung des Bauverbotes von Atomkraftwerken abgeluchst hat, ist der Teufel los. Anstatt sich mit realistischen Lösungen um die Energiekrise zu bemühen, werden Scheingefechte ausgetragen. Dabei werden auch Fakten verdreht. Die Blackout-Initiative will eine autarke Versorgung der Schweiz anstreben. Ein Atomkraftwerk ist dabei die dümmste und ungeeignetste Technologie. Denn nach einem Blackout verwandelt sich ein Atomkraftwerk in eine radioaktive Zeitbombe. Dies haben die vergangenen und drohenden AKW Katastrophen von Tschernobyl, Fukushima und Saporischja deutlich gezeigt. Zudem lässt sich ein AKW nicht ohne Stromnetz starten, ein sogenannter Schwarzstart ist nicht möglich. Und zu guter Letzt muss der Kernbrennstoff hauptsächlich aus Russland bezogen werden. Wer da noch von Autarkie spricht, muss schon leicht verstrahlt sein.

Nach all den Verneblungen muss es einen anderen Grund für Albert Röstis Initiative geben. Der wahre Grund: Herr Rösti hat panische Angst, dass er dereinst morgens nach einem Blackout mit seiner Frau in der dunklen Küche mit Wollsocken und Zipfelmütze sitzt und einen kalten Tee schlürft. Und zu allem Übel muss er seiner Frau erklären, wieso es heute kein Frühstücksei gibt.

Warum er sich da nicht an seinen Parteikollegen und Vor-Vorgänger wendet, wo beide doch aus der gleichen Heimatgemeinde stammen, ist schleierhaft. Adolf Ogi hatte nämlich während der Energiekrise in den 80er Jahren der Bevölkerung gezeigt, wie sie energiesparend Eier kochen kann. Seine Aktion am Schweizer Fernsehen wurde zwar belächelt, aber die Methode spart Energie und nicht wenig, wenn 9 Millionen Schweizer ihre Eier kochen. Anstelle auf Teufel komm raus neue Kraftwerke zu bauen, würde Rösti lieber am Fernsehen zeigen, welche andere Massnahmen es für das Sparen von Energie
gibt. Aber eben Energiesparen ist unsexy, etwas für Erbsenzähler und für Politiker gibt es keine grossen Lorbeeren zu holen. In der Atomkraftbranche winken grosse Gewinne, wieso diese auch eine milliardenschwere Lobby hat. Die Mehrkosten von Kraftwerkprojekten bezahlen jeweils die Bauherren, die Staaten und die Bevölkerung über den Strompreis. Darum ist auch kein Schweizer Stromkonzern bereit, ein AKW zu bauen.

Neben dem Betriebsrisiko ist auch die Endlagerfrage nicht geklärt. Die NAGRA liess kürzlich verlauten, dass der gewählte Endlager-Standort im Zürcher Weinland nur für die bisherigen Meiler reiche. Ja prost! So gesehen, müsste man den Zwang zum Energiesparen mit der Drohung untermalen, dass diejenigen, die zu viel Strom konsumieren, den Atomabfall in ihrem eigenen Garten vergraben müssen. Leider gibt es auch in der Schweiz genügend Spinner, die das auch tatsächlich machen würden.

P. S. Sollte es doch zu einem Blackout kommen, kann das ASTRA seinem Departementschef als Notlösung für sein Frühstücktee mit weichem Ei, etwa 800 Elektroräume von Tunnels anbieten. In diesen Räumen wird die Stromversorgung mindestens eine Stunde durch Batterien gewährleistet. Zugegeben, das Ambiente dieser Technikräume ist nicht gerade berauschend, aber gegenüber einer kalten und dunklen Küche immer noch besser.