Sonntag, 21. Juli 2024

Autobahn verschwunden!

 


Am Freitagabend, 21. Juni 2024, sind 200 Meter der vierspurigen Autobahn A13 zwischen
Lostallo und Mesocco verschwunden. Sie wurde weder Opfer eines Diebstahles noch als
Protestaktion von Klimaaktivisten entfernt. Könnte es jedoch die Rache der Moesa sein,
weil man ihr beim Autobahnbau in den 70-er Jahren das Flussbett gestohlen hat?

Nein, die Moesa führte die 20-fache Menge an Wasser als üblich und hat die Strasse
einfach weggeschwemmt. Einzig der Elektrokabelrohrblock auf der vom Fluss
abgewandten Seite überstand die Katastrophe. So waren weder die Glasfaserverbindung
der beiden Werkhöfe Thusis und Camorino noch weitere Transitverbindungen
unterbrochen. Nur mit etwas Glück waren keine Autos auf dem betroffenen Abschnitt, als
die Strasse verschwand. Als Mahnmal sah man in den Medienbildern über mehrere Tage
hinweg nur noch die Leitplanken, welche wie eine Wäscheleine über den Fluss hingen.

Abgesehen von den heroischen Taten des Bundesamtes für Strassen ASTRA, welches es
innert 14 Tagen geschafft hat, wenigstens zwei Spuren wieder zu öffnen, stellt sich eine
ganz andere Frage: Wie hätten sich autonom fahrende Fahrzeuge bei diesem Ereignis
verhalten? Also nur vorneweg: die weissen Randlinien waren ebenfalls verschwunden. Die
Spurführung der Wagen verschiedener Hersteller basiert genau auf diesen Leitlinien.
Es braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, dass diese hochintelligenten Autos
einfach stehen bleiben. Nur zur Erinnerung: Automatisiertes Fahren Level 5 heisst
Autonomes Fahren! Keine Person im Auto muss sich mit der Fahraufgabe befassen. Das
Fahrzeug übernimmt sämtliche Fahrfunktionen.

Also nehmen wir mal an, ein Kind sitzt auf dem Schulweg alleine in einem Level 5 Auto
und fährt von Lostallo nach Mesocco. Und nun? Soll das Kind die Fahraufgabe
übernehmen, weil das dumme Auto mit dieser Ausnahmesituation nicht zurechtkommt?
Die Fantasten von der Automobilindustrie und den IT-Firmen wollen ja in einem Level 5
keine Steuerrad mehr einbauen. Kreative Ideen sind also gefragt. Automatisierte Fahrzeug
mit eingebauten Wassersensoren, hätten die Situation sauber erfasst und das Auto in ein
Amphibienfahrzeug umgewandelt. Ob das angesichts der Wasserfluten (700 m3/h anstelle
von 35 m3/h) eine schlaue Idee wäre, mag angesichts der in den Medien gezeigten
Bildern, mit planlos herumschwimmenden Autos zu bezweifeln sein…
Schon eher müsste man sich an die Umwandlung in eine Flugauto überlegen. Nur die auf
Flugtaxis spezialisierten Unternehmen tun sich schwer mit serientauglichen Lösungen,
und haben deshalb immer wieder finanzielle Probleme. Zudem sind ihre Flugtaxis
superleicht, die auf Schweizer Strassen fahrenden Autos sind aber superschwer. Wie das
also technisch gehen soll, erschliesst sich einem nicht auf Anhieb.

Irgendwie fühlt man sich bei der ganzen Diskussion um das Automatisierte Fahren in die
Hochkonjunktur der Sience Fiction Filme der 70-er und 80-er Jahren zurückversetzt. Was
aus den verschiedenen Hirngespinsten geblieben ist, wissen wir ja.
Träumt weiter!