Wieder einmal ein Aufreger, die Bahnbillette der 1. Klasse sollen nur um 1.9 Prozent erhöht werden, wo hingegen die der 2. Klassen um satte 4.8 Prozent steigen. Das sei eine klare Diskriminierung schallte es aus den Medien. Einzelne forderten sogar die Abschaffung der 1. Klasse. Da scheinen Einzelne den „Klassenkampf“ von Karl Marx hervorgenommen zu haben, um die Ungerechtigkeiten in dieser Welt abzuschaffen. Leider hat sich in fast allen Ländern ein Mehrklassensystem eingenistet. Selbst in
kommunistischen Staaten, die eigentlich die Lehre von Marx hochhalten, hat sich eine Oberschicht mit unverschämt reichen Leuten gebildet. Die Wenigsten stören sich, wenn man im Theater, in der Oper oder bei einem Musical für die besseren Plätze mehr bezahlen muss. Auch an gewissen Konzerten bekommt man für einen schönen Aufpreis ein VIP-Ticket. In den Skigebieten hat sich das Zweiklassensystem noch nicht so recht durchgesetzt. Nur bei der Weissen Arena in Flims-Laax erhält man für einen zusätzlichen Obolus eine Extra-Anstehlinie und ist so schneller auf dem Berg, um dann auf den überfüllten Pisten ins Tal zu rutschen.
Mit Fug und Recht kann man sich nun fragen, wieso denn auf der Strasse kein Zweiklassensystem gilt. Denn auch die Strasse hat ein Kapazitätsproblem, so konzentriert sich der Berufsverkehr auf wenige Stunden am Tag, und auch der Freizeitverkehr läuft gelinde gesagt, nicht optimal. An den letzten Ostertagen erreichte der Stau am Gotthard eine Länge von bis zu 22 Kilometer, was bei einzelnen Autofahrern das Blut zum Kochen brachte. Gut, daran waren vielleicht auch die Klimaaktivisten schuld, die sich auf die Autobahn klebten. Nach diesem Monsterstauwochenende schossen die Ideen nur so in die Höhe, wie das Problem zu lösen sei. Der Urner Landrat verabschiedete einstimmig eine Standesinitiative, die ein Ticketsystem verlangt. Von Grünliberaler Seite kam die Idee einer zeitabhängigen Maut. Ohne jetzt den Klassenkampf befeuern zu wollen, hätte aber die Einführung einer Autobahnvignette 1. Klasse doch etwas mehr Charme. Denn den 1. Klasse-Autofahrern würde natürlich auch mehr geboten. Beim Gotthard würde das bedeuten, dass nur sie die Überholspur benutzen dürften und so Vorfahrt hätten. Die 2. Klasse-Autofahrer müssten dann halt in der Kolonne stehen. Um das CO2-Reduktionsziel noch in dieses System hineinzupacken, könnte die Höchstgeschwindigkeit bei der 2. Klassevignette z.B. auf 100 km/h begrenzt werden, wo hingegen mit der 1. Klassevignette nach wie vor 120 km/h erlaubt wäre. Weitere Goodies wären noch zu überlegen.