Montag, 15. Mai 2023

Der Zoo auf der Nationalstrasse


Tiere sind auf der Nationalstrasse nicht immer sehr beliebt, das ist den Fröschen, Schlangen, Hirschen und Greifvögeln aber relativ egal. Sie finden hier teilweise für sie günstige Habitate und in der heutigen Zeit muss man eben nehmen, was man bekommt. Die Tiere merken halt nicht, dass die Strassen eigentlich einen anderen Bestimmungszweck haben. Als Autofahrer bekommt man diese Tiere nur selten zu Gesicht, darum hier eine k leine Zooführung auf der Nationalstrasse.

Die orangen SOS Alarmkasten vor den Tunnels dienen eigentlich der Alarmierung der Polizei oder zum Löschen eines Brandes mithilfe der darin aufbewahrten Feuerlöscher. Bei der Bauabnahme staunten die Ingenieure nicht schlecht, als sie ein Nest eines Siebenschläfers fanden. Obwohl alle Öffnungen für die Kabel sauber verschlossen waren, schaffte er es anscheinend die Gummiabdichtung zu entfernen, um sich Zugang zum trockenen und immer schön warmen Inneren des Kastens zu verschaffen. Als Nistmaterial hat er das Elektroschema vollständig in kleine Papierfetzen zerteilt. Bei der Bauabnahme war der ungebetene Gast mit seinem Nachwuchs schon ausgezogen, natürlich ohne das Mietobjekt sauber zu hinterlassen.

In einem Tunnel wurde durch eine Kamera immer wieder ein Falschfahrer detektiert. Die Auswertung der Bilder zeigte aber, dass nie ein Auto in die falsche Richtung gefahren war. Als sich die Fehlermeldungen häuften, überprüften Techniker die Anlage im Tunnel. Sofort war klar, wer der Übeltäter war. Eine dicke fette Spinne hatte ihr Netz vor dem Kameraobjektiv aufgespannt. Jedes Mal, wenn sie von oben nach unten lief, wurde fehlerfrei ein Falschfahrer detektiert.

Beim Betreten der Elektrozentrale des Kerenzerbergtunnel staunt man nicht schlecht. Neben dem Eingang ist ein Teich mit gut genährten Fischen zu finden. Die Fische werden jeweils vor Ostern unter den Werkhofmitarbeitern verkauft. Das Tiefbauamt betreibt hier aber keine Fischzuchtanlage. Da das Löschwasserbecken auch für die Trinkwasser Versorgung des nahen Campingplatzes dient, sind die Fische für die Kontrolle der Wasserqualität vorgesehen. 

Nicht alle Tiere vertragen den Aufenthalt in einer Elektrozentrale sehr gut. Beliebte Aufenthaltsorte von Ratten sind Trafostationen. Dabei müssten die Ratten eigentlich wissen, dass der Aufenthalt in Hochspannungsanlagen nur für instruiertes Betriebspersonal gestattet ist. Ja, wer nicht lesen kann, muss fühlen. Immer wieder kommt es vor, dass sich Ratten Zugang zu Trafostationen verschaffen, um zu überwintern. Wenn sie nun beim Herumklettern gleichzeitig einen blanken Leiter und die Erde berühren, ist es um sie geschehen. An dieser Stelle gedenken wir allen Ratten, die in einer Trafostation gestorben sind.

Das Tiere auf Strassen Politikerinnen den Kopf kosten können, musste die Bürgermeisterin Virginia Raggi in Rom erleben. Im Wahlkampf lästerten Journalisten über „Raggis Zoo“ mit Anspielung auf die Staren --, Ratten und Möwenplagen in Rom. Der Höhepunkt waren dann die unzähligen Wildschweinfamilien, welche die nicht abgeführte Abfallberge auf biologische Weise entsorgten zumindest den essbaren Teil.