Freitag, 12. August 2022

5 Franken für die Oligarchen

 

„Benzinpreis trübt Osterfreude“, dieser Titel eines Artikels war nicht etwa dieses Jahr in der NZZ zu lesen, sondern er stammt aus dem Jahr 2007. Daran beklagt sich der Autor bitterlich, dass der Benzinpreis um 10 Rappen auf 1.64 Franken gestiegen sei, und sich der Osterurlaub massiv verteuern werde. Angesicht der derzeitigen Preisentwicklung mit Höchstwerten über CHF 2.40 muss man darüber nur lachen. Den Autofahrern ist es aber nicht ums Lachen, nicht wenige steigerten sich sogar zu Wutausbrüchen. In Deutschland ging die Wut so weit, dass ein Korso von 500 Autos gegen die Preiserhöhung protestierte. Dabei gab es mehrere Auffahrunfälle. Doch was soll diese Demo auf deutscher Autobahn, die deutsche Regierung kann nun wirklich nichts dafür, dass die Benzinpreise so rasant angestiegen sind. Nein, dieser Protestkorso hätte auf dem Roten Platz in Moskau stattfinden müssen, denn hinter den dicken Mauern des Kremls sitzt der wahre Übeltäter. Doch wenn man dieses Jahr den Megastau von 25 km vor dem Gotthard beobachtete, kann es mit der Wut nicht so weit her sein. Andernfalls müssten alle, die im Stau standen blöd sein – und das kann ja nicht sein…

Doch wieso die Menschheit so ein verkrampftes Verhältnis zum Benzinpreis hat, lässt sich nur schwerlich erklären. Denn der Benzinpreis ist den direkten Marktkräften ausgesetzt, und die Marktwirtschaft finden doch alle immer super. Dazu kommt, dass bei den Kosten für die Automobilität die Treibstoffkosten nur 16 % ausmachen. Also, wo liegt das Problem? Wahrscheinlich ist es der Ärger, dass vom Benzinpreis viele profitieren. Zuerst sind da die Zölle, mit denen sich die Autofahrer als Milchkühe der Nation fühlen. Dass sie für dieses Geld ein tadelloses Strassennetz bekommen, blenden sie geflissentlich aus. Dabei sind in diesen Zöllen nicht einmal Umweltabgaben enthalten. Die CO2-Abgaben von lächerlichen 1.5 Rappen pro Liter decken die Umwelt- und Gesundheitskosten in keiner Weise ab. Eigentlich müsste sich der Ärger über die hohen Treibstoffpreise auf die letzte Gruppe der Begünstigten fokussieren, den Oligarchen und sonstigen Ölmilliardären. Den das sind die grossen Profiteure der hohen Spritpreise. Was die mit dem Haufen Geld machen, weiss nun die ganze Welt, nachdem unzählige Hochseejachten im Zuge der Sanktionsmassnahmen wegen des Angriffes auf die Ukraine beschlagnahmt wurden. Diese protzigen und bis zu 156 Meter langen Jachten stehen nun für teures Geld in irgendwelchen Marinas. So gesehen, wäre es eigentlich schlauer gewesen, der 12 Rappen CO2-Abgabe bei der seinerzeitigen Abstimmung um das CO2-Gesetz zuzustimmen…

Doch schlussendlich müsste man den Benzinpreis, um die Klimaerwärmung zu stoppen, auf ein anderes Niveau legen. Denn gemäss Studien ist erst ab einem Benzinpreis von 5 Franken eine signifikante Änderung des Fahrverhaltens feststellbar. Dieser hohe Spritpreis hat aber einen kleinen Haken. Durch die gestiegenen Preise wird noch mehr Geld in die Taschen der Oligarchen gespült. Diesen bleibt dann nichts anderes übrig als 312 Meter lange Hochseejachten zu kaufen.

P.S. Wer sich noch intensiver mit den Jachten der Oligarchen befassen will, kann sich gerne bei der entwicklungspolitischen Organisation PublicEye das grosse Schweizer „Quartett der Oligarchen“ bestellen. Wer die längste Jacht hat gewinnt.