Jeden Sonntag im Winter veranstaltet der Zoo für die Besucher einen gemeinsamen Spaziergang mit Königspinguinen. Die Pinguine freuen sich zwar, mindestens einmal in der Woche ihren Käfig, der eigentlich einem grossen durchsichtigen Kühlschrank gleicht, verlassen zu können. Doch einem Pinguinpaar geht diese Pinguinparade mit dem Gewatschel auf dem immer gleichen Weg langsam auf den Geist. Sie möchten einmal ihre Heimat sehen und benutzen eben diesen Anlass und büxen aus. Kaum haben sie den Zoo verlassen, erblicken sie auf der Zufahrtsstrasse ein regelrechtes Verkehrschaos.
Wie Pinguine auf dem Packeis schlittern Autos mit Sommerpneus auf der schneebedeckten Fahrbahn umher. Die beiden Pinguine stehen verdutzt am Strassenrand und beobachten das Schauspiel, dabei werden sie von einem vorbeifahrenden Salzstreufahrzeug mit Salzsole bespritzt. Mit dem Salz in den Federn fühlen sie sich zwar wie in ihrer Heimat, aber auf den Strassendreck im Gesicht können sie verzichten und watscheln weiter Richtung Bushaltestelle. Dort stehen Leute wie Pinguine in einer Reihe und starren wartend in ein so leuchtendes Gerät. Für was Smartphones gut sind, können Pinguine ja nicht verstehen. Kurz darauf kommt ein Bus und die Pinguine hüpfen hinein. Als alle in der Einkaufsstrasse aussteigen, werden die kleinen Pinguine mit dem Menschenstrom mitgerissen. Beim Schlendern in der Einkaufsstrasse entdecken sie immer wieder Gegenstände mit Pinguinen. Für was die Menschen Glacélöffel mit Pinguinstiel, Pinguine als WC-Besenhalter, Espressotassen mit aufgedruckten Pinguinen brauchen, können sie nicht nachvollziehen.
Völlig belämmert von diesem Produkte-Überangebot verlassen sie fluchtartig die Konsumtempel mit einem Taxi. Wobei, sie mussten lange warten, bis sie überhaupt ein Taxi mitnehmen wollte, weil jeder Fahrer Angst hatte, sie würden das Auto verdrecken. Als sie nach einiger Zeit den Taxifahrer freundlich baten, die Autoheizung etwas zurückzudrehen, wird dieser fuchsteufelswild und wirft die beiden verdutzten Pinguine bei der nächsten Autobahn-Raststätte aus dem Taxi. Gut hatte das dortige Restaurant gerade mediterrane Woche. So konnten sie sich den Bauch mit Krevetten vollschlagen. Eigentlich gehören Krevetten nicht gerade zu ihrem Speiseplan, aber immer noch besser als ein fettiger Hamburger.
Voll gefressen suchen sie auf der Raststätte einen Schlafplatz; plötzlich entdecken sie einen offenen Kühllastwagen, schnell hüpfen sie in den Laderaum. Die Fahrt ist angenehm, weil der Laderaum schon gekühlt und bis unters Dach mit Fischen gefüllt ist. Der Lastwagen fährt Richtung Mittelmeer. Wieso der Transporter Fische an das Meer bringt, ist zwar nicht logisch, aber im weltweiten Warentransport hat sich die Logik und die Vernunft schon lange verabschiedet. Am Hafen angekommen, entdecken sie ein Antarktisexpeditionsschiff, schnell watscheln sie unbemerkt auf das Schiff. Bei der Fahrt fragen sich die Pinguine, wieso auf einem Schiff in die unwirtlichste Gegend der Erde Luxuskabinen und üppige Buffets notwendig sind. Als blinde Passagiere müssen sie sich mit den Essensresten aus der Küche begnügen. Eines Tages gab es einen fürchterlichen Sturm und das Schiff sank. Alle Passagiere kamen ums Leben. Die beiden Pinguine konnten sich auf das nahe Packeis retten.
Moral der Geschichte: Auch blinde Passagiere können einmal Glück haben.