Montag, 13. Dezember 2021

Weihnachtsmärkte auf Rastplätzen

Der bekannte Experte Professor Dr. hc. Marcus Irontor hatte einen vernichtenden Bericht über die Qualität der Verpflegungsstände auf Rastplätzen der Schweizer Nationalstrassen verfasst. Darin kritisiert Marcus Irontor die halb zerfallenen, fetttriefenden Bruchbuden, bei deren Anblick jeder Vegetarier innert Sekunden in Ohnmacht fallen muss. Die Publikation des Berichtes führte zu riesigen Protesten, es ging so weit, dass sich jeden Freitag eine grosse Anzahl von Demonstranten unter dem Motto „Friday for future food“ auf den Rastplätzen versammelte. Die Demonstrationen richteten sich gegen den klimaschädlichen Fleischausstoss, und sie forderten fleischlose Wurststände bis 2030.

Auf Druck dieser Proteste sah sich das ASTRA gezwungen, die kulinarischen Angebote zu überdenken. Dazu schrieb es die Verpflegung auf sämtlichen Rastplätzen nach dem internationalen Verfahren der World Trade Organisation, kurz WTO genannt, aus. Den Wettbewerb hat nun die global agierende Gesellschaft «Christmas Funny Markets» des chinesischen Grossinvestors Bling Bling gewonnen. Vor allem das Angebot der Weihnachtsmärkte der chinesischen Gesellschaft überzeugte das Evaluationsteam sehr.

Mittlerweile ist in jeder noch so unbedeutenden Vorortsgemeinde ein Weihnachtsmarkt mit überzuckerten Zimtsternen, dem Gestank von verbrannten Mandeln und den immer gleichen Weihnachtsliedern aus den Boxen entstanden. Eigentlich gehören die Christkindlesmärkte, wie sie original heissen, in die historischen deutschen Städte. Aber irgendwie wollen die Schweizer auch auf heimischen Weihnachtsmärkten mit gestrecktem Glühwein in der Hand herumfrieren.

Nachdem im letzten Jahr keine Weihnachtsmärkte stattfinden konnten, haben sie dieses Jahr die Auflage, mit Schutzkonzepten grosse Menschenansammlungen zu vermeiden. Vor dieser Ausgangslage bieten sich nun die vielen Rastplätze als neue Standorte für Weihnachtsmärkte an. Als Parkplatz kann der Pannenstreifen gratis genutzt werden. Und so plant die Gesellschaft «Christmas Funny Markets» auf 365 Rastplätzen Weihnachtsmärkte aufzustellen. Wer jetzt bedauert, dass es dann auf diesen Märkten überall die gleichen billigen chinesischen Waren zu kaufen gibt, dem sei gesagt, dass man auf den heutigen Märkten in den Vorortsgemeinden an jedem dritten Stand die gleichen Kerzen, Weihnachtskugeln und Wollsocken angeboten bekommt.

Dass die Romantik auf den Rastplätzen etwas darunter leidet, wird wohl niemand merken – der schlechte Glühwein vernebelt eben doch die Sinne.