Samstag, 12. Dezember 2020

Sitzheizung für Rauchmelder

 

Bei Anbruch der kalten Jahreszeit begann ein heftiger Streit zwischen Gastronomiebetrieben und Stadtregierungen. Damit die virologisch bedingt reduzierten Sitzplätze in den Aussenbereich verlagert werden können, wollten die Gastronomen wieder Heizpilze aufstellen. Dem steht aber das vielerorts vorhandene Verbot im Weg. Jetzt kann natürlich zynisch argumentiert werden, dass wir solche wegen des massiv reduzierten Flugverkehrs und dem damit eingespartem CO2-Ausstoss zugute hätten.
Doch findige Unternehmer haben nun eine Alternative zu Heizpilzen auf den Markt gebracht. Sitzkissen mit eingebauten Elektroheizungen, die von einer Batterie gespiesen werden, sollen ein angenehmes Gefühl in der bitterkalten Gartenbeiz schaffen.

Solche Sitzheizungen kennt man heute schon als beheizte Sitze von Sesselliften, Toilettensitzheizungen und sogar im Fussballstadion des deutschen Zweitligist Greuther Fürth sind die Zuschauersitze geheizt. Auf die Spitze getrieben hat es aber Tesla mit standardmässig eingebauten ferngesteuerten Autoheizungen.

Doch nur wenige werden wissen, dass auch in Strassentunnels unzählige Kleinheizungssysteme eingebaut sind. Diese Heizungen dienen aber nicht dazu, dass sich die elektronischen Geräte wohl fühlen, nein sie brauchen diese Wärmequelle, damit sie zuverlässig funktionieren. So haben die Rauchmelder in der Portalzone der Tunnels eine Art Sitzheizung eingebaut. Ohne sie würde nämlich Nebel, der in den Tunnel strömt, als Rauch detektieren und sofort Alarm ausgelöst. Auch die Notruftelefone haben es sehr gemütlich. Ist doch der orange SOS-Alarmkasten mit einem Heizband ausgerüstet. Die Telefone würden zwar bei Minustemperaturen noch einwandfrei funktionieren, aber die im Schrank entstehende Feuchtigkeit würde die Einrichtungen langfristig zerstören, mit der Heizung verschwindet diese Feuchtigkeit. Bis vor ein paar Jahren hatten auch die elektrisch betriebenen Wechselsignale Heizungen eingebaut, damit Eis und Schnee die drehbaren Prismen nicht blockierten. Neuere Verkehrssignale sind mit einer Rütteltechnik ausgerüstet, die durch Vibration den Schnee und das Eis abschüttelt. Auch die Videokameras brauchen ausserhalb der Tunnels Heizungen, damit man bei Schnee und Eis den Strassenverkehr sieht und nicht an eine Eiswand schaut.

Zurück zu den Gartenrestaurants, fragt sich, ob die Sitzkissen die von der Coronakrise gebeutelte Branche retten kann. Denn es mag ja lustig sein, im Aussenbereich eines Lokales auf dem geheizten Sitzkissen einen Caffé Corretto zu trinken, aber einen 120 Franken teuren Rotwein bei Lufttemperatur von minus 8 Grad zu geniessen, ist eher ein Unsinn.