„Gut halten sich alle im Strassenverkehr wieder an die Corona-Vorgaben, nämlich 2 Meter Abstand.“
Aufrufe für Carpooling, Carsharing und Umsteigen auf andere Verkehrsträger konnten in den letzten Jahren die Staus nicht reduzieren. Auch die Diskussionen über Einführung von Carpool-Lane und Mobility-Pricing haben die Staus nicht zum Verschwinden gebracht. Doch ein kleines Virus schaffte das in wenigen Tagen. Die leeren Autobahnen haben dann flugs irgendwelche Schlauberger als Einladung für Autorennen verstanden. Doch bei ihren Spasstouren mussten viele mit dem Arm des Gesetzes unliebsame Bekanntschaft machen. Die Autobahn ist eben keine Rennbahn, sondern eher eine Stau-Bahn. Die Staus sind in den Medien allgegenwärtig.
Auch Kulturschaffende haben sich dem Thema schon angenommen, so hat die Theaterkompanie „Karl’s kühne Gassenschau“ 1998 ihre Freilichtproduktion zwischen stehenden Autos dem Thema Stau gewidmet. Aber eigentlich sind die Klagen über die Staus in der Schweiz ein Jammern auf hohem Niveau. Mit den 26’000 Staustunden pro Jahr rangiert die Schweiz weltweit irgendwo auf Platz 193. Richtig satte Probleme haben viele asiatische Länder – so richtig schöne 16spurige Staus. So überlegt Indonesien ihre Hauptstadt Jakarta nach Borneo zu verlegen. Die Regierung lässt sich trotz schlechten Erfahrungen, welche Malaysia mit der Verlegung des Verwaltungszentrums nach Putrajaya gemacht hat, von ihren Plänen nicht abbringen. Das neue Zentrum ist zu einer Geisterstadt verkommen, und die Staus in der alten Hauptstadt sind nicht verschwunden.
Der Kampf gegen den Stau bringt weltweit unzählige Fantasten auf den Plan. So plant Elon Musk zwischen Los Angeles und Chicago ein Tunnelsystem Loop, in dem Personenwagen mit 240 km/h mithilfe von geführten Stützrädern fahren können, oder das Hyperloop One Projekt durch die Ostsee zwischen Stockholm und Helsinki.
Interessant in diesem Zusammenhang ist das Ergebnis von Internet-Suchmaschinen. Gibt man nämlich „Skurrile Ideen gegen den Stau auf Strassen“ ein, erhält man an der zweiten und dritten Stelle des Resultates einen Link zur ASTRA-Homepage. Hinter dem Link findet man eine Liste mit Massnahmen gegen den Stau. Darunter fallen Pannenstreifenumnutzungen, Lastwagenüberholverbote oder temporäre Reduktionen der Höchstgeschwindigkeit, alles insgesamt seriöse Vorschläge. Das ASTRA müsste sich ob dem Resultat der Suchmaschine eine Klage ernsthaft überlegen. Wobei, liest man das Strategiepapier des ASTRA genau, stösst man auf durchaus lustige Ideen. Unter einem Traffic Manager kann man sich die verrücktesten Dinge vorstellen. Oder das Tempo auf 60 km/h zu reduzieren und Ein- und Ausfahrten in Spitzenzeit sperren. Beim Vorschlag „Schnelles Räumen von Unfallstellen“ ist nicht klar, ob damit der Einsatz von Räumungspanzern der Schweizer Arme gedacht ist.
Wie sagte schon Paracelsus: «Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift. Allein die
Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist. » So ist es eben auch mit dem Verkehr.