Satirische Verehrsmeldungen von Nationalstrassen, Autobahnen und sonstigen Strassen
Freitag, 6. März 2020
Die vergoldeten Strassen
Immer wieder hört man den Spruch «Ihr vergoldet ja die Strassen». Dass dieselben Personen sich dann bitterlich über die schlecht oder gar nicht ausgeleuchteten Tunnels in Italien beklagen, zeugt nicht gerade von konsequenter Haltung – sparen hat eben seinen Preis.
Obwohl der Spruch «Ihr vergoldet ja die Strassen» von der nicht sehr geistreichen Stammtischkonversation stammt, hat er eine durchaus wahre Komponente. Denn vor allem in den Tunnels sind in der Tat die Stecker- und Relaiskontakte der elektrischen Anlagen vergoldet. Wobei der Anteil Gold so klein ist, dass sich ein Goldschürfen nicht wirklich lohnt. Neben Gold sind auch Silber und Seltene Erden (Europium, Gadolinium, Dysprosium, Erbium) in den Anlagen verbaut. Obwohl letztere extrem teuer sind, haben sie auf die Beschaffungskosten der gesamten Anlage einen vernachlässigbaren Einfluss, weil sie in sehr kleinen Mengen eingesetzt werden.
Aber eigentlich müsste der Spruch «Ihr verkupfert ja die Autobahnen» heissen. In einem 500 Meter langen Tunnel sind nämlich etwa 30 km Kabel verlegt, und dann nicht so «Spielzeugkabel», wie wir sie aus dem Wohnbereich kennen, sondern anständige Kabel mit grossen Querschnitten – und viel Kupfer.
Ein solch «fettes» Kabel wurde anlässlich einer Sanierung aus einem 5,7 km langen Tunnel entfernt. Auftragsgemäss hatte der Unternehmer das Kabel aus dem Rohr ausgezogen und zur Entsorgung in einer Mulde im Autobahn-Werkhof deponiert.
Da in der Altmetallmulde über das Jahr gesehen normalerweise nicht viel Material zusammen kam, wurde der Erlös jeweils der Kaffeekasse gutgeschrieben. So geschah das auch mit dem fast 6000 Meter langen Kabel. Als dann die Abrechnung vom Altmetallhändler kam, wurde es den Werkhofmitarbeitern aber doch etwas mulmig. Das Kabel brachte einen Erlös von 65‘000 Franken. Jetzt hatte man natürlich ein kleines Problem. Die Kaffeekasse war für 65’000 Franken nämlich viel zu klein – da war guter Rat teuer. Die Anschaffung einer neuen Kaffeekasse war nicht möglich, weil diese erstens nicht budgetiert war und zweitens der Kanton gerade ein grosses Sparprogramm in der Umsetzung hatte. Schlussendlich wurde der Betrag ganz sauber der Staatskasse gutgeschrieben. Die Kaffeekasse erhielt einen kleinen Beitrag als Anerkennung des korrekten Verhaltens.
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