In regelmässigen Abständen tauchen politische Vorstösse und Initiativen zur Erhöhung der Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen auf. Die Vorstösse unterscheiden sich nur in Detailfragen, ob jetzt 130km/h oder 140km/h und dies in Kombination mit Einschränkungen, nur in der Nacht oder bei sechsspurigen Autobahnen oder wenn kein Stau herrscht. All diese Vorstösse sind „Mumpitz“ und lösen das Problem nicht wirklich. Da hilft nur ein radikaler Ansatz: Höchstgeschwindigkeit 240km/h.
Das Institut für Verkehrsplanung an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich hat kürzlich eine Studie über die Auswirkung von 240km/h auf Autobahnen vorgestellt. Die Redaktion konnte mit dem Studienleiter Prof. Dr. h.c Irontor ein Interview führen.
Red.: Unsere Autobahnen sind doch für 240km/h gar nicht gebaut?
Prof.: Stimmt nicht ganz. Früher gab es keine Geschwindigkeitsbegrenzung, dann galt 130km/h und heute 120km/h. Man müsste nur kleine Anpassungen machen.
Red.: Und das wären konkret?
Prof.: Alle Kurven müssten begradigt oder durch Steilwandkurven ersetzt werden, weil die heutigen Kurven im besten Fall mit 150km/h befahren werden können.
Red.: Ein Problem sind doch die Anschlüsse?
Prof.: Ja. Bei den Einfahrten müsste man Katapulte einrichten, damit der Verkehr auf der Stammachse nicht durch die langsam einfahrenden Fahrzeuge abgebremst wird.
Red.: Und die Ausfahrten?
Prof.: Weil die Verzögerungsstreifen heute schon teilweise zu kurz sind, müsste bei jeder Ausfahrt ein Wasserbecken zum Abbremsen montiert werden, wenn das nicht reicht, kommt noch eine Sandpiste und am Schluss ein Abpralldämpfer dazu.
Red.: Bei dem Höllentempo kann man die Verkehrsschilder aber nicht mehr lesen?
Prof.: Die Verkehrsschilder, Wechselsignale und Fahrstreifenlichtsignale werden alle abmontiert und die Informationen über die Schnittstelle C2I (Car to Infrastructure) direkt ins Auto übertragen.
Red.: Aber bei den heutigen Staus kann man ja zu Stosszeiten nie die Höchstgeschwindigkeit fahren.
Prof.: Die Staus gibt es nicht mehr. Bei 240km/h ist die Aufenthaltsdauer eines Fahrzeuges um 50% reduziert, somit sind gleichzeitig nur noch halb so viele Fahrzeuge auf der Strasse unterwegs.
Red.: Wie viel Zeit spart man bei 240km/h?
Prof.: Das ist eine einfache Rechnung: Bei einem durchschnittlichen Arbeitsweg von 14,8 km, ist man mit 240km/h 3.7 Minuten schneller.