Freitag, 17. November 2017

Das qualvolle Leben einer Verkehrsampel

Verkehrsampeln auf Nationalstrassen haben eigentlich kein schönes Leben. Die meiste Zeit hängen sie nutzlos herum. Die Ampeln mit ihren schön leuchtenden Farben kennen wir meist nur von Verkehrskreuzungen. Auf der Autobahn sind diese bei den Autofahrern nicht so richtig im Bewusstsein. Die wenigsten wissen nämlich, dass vor jedem Tunnelportal auf der Seite oder über der Fahrbahn Ampeln montiert sind. Aber wehe, wenn sie einmal ausnahmsweise leuchten, dann sind alle überrascht und das Chaos beginnt, insbesondere wenn die Ampel rot zeigt. „Ja muss ich jetzt anhalten?“ „Warum ist jetzt wieder rot?“
Das Resultat davon ist, dass der Befolgungsgrad nicht berauschend ist, ja meistens fahren mindestens noch zehn Fahrzeuge bei dunkelrot in den Tunnel hinein. Das geht solang bis der erste gesetzestreue Fahrer anhält. Der Unterhaltsdienst kennt dieses „Phänomen“ nur zur Genüge. Um den Rotampeln Nachdruck zu verschaffen, stellen die Werkhofmitarbeiter einen Lastwagen quer über die Fahrbahn. Dieses „Signal“ befolgen dann wirklich alle, obwohl es da auch unverbesserliche Automobilisten gibt, die mit den Werkhofmitarbeitern verhandeln wollen, weil sie es eilig haben.
Dass dieses Leben nicht alle Tunnelampeln glücklich macht, kann man gut verstehen. Da haben es die Artgenossen im Gotthardtunnel schon viel besser. Diese leuchten den ganzen Tag entweder grün oder rot, je nachdem, ob sie in Fahrtrichtung oder Gegenfahrtrichtung montiert sind. Oder noch besser geht es den Kolleginnen, die während des Stossverkehrs bei einer Einfahrtsrampe im Zweiminutentakt zwischen Grün und Rot abwechseln können.
In einem Fall ging es einer Ampel aber ganz schlecht. Nach regulären Unterhaltsarbeiten wollte man die Tunnelröhre früh morgens wieder frei geben, aber die verflixte Ampel liess sich einfach nicht auf Grün schalten. Die Mitarbeiter in der Einsatzzentrale versuchten mit allen Kräften, die uralte Verkehrssteuerung zum Umschalten zu bewegen, aber es nützte nichts. Der ortsanwesende Polizist, der die Sperrung auflösen sollte, war schon regelrecht schweissgebadet. Da kein Elektriker vor Ort war, um diese Ampel auszuschalten, war er auf sich alleine gestellt. Mit den Nerven am Ende zückte er die Dienstpistole und schoss die rote Ampel dunkel. Ende gut – fast alles gut.