Mein Nachbar jammert mir immer den Kopf voll, wegen des Verkehrs, der immer aggressiver wird und die Rücksichtnahme auf der Strasse vermissen lässt. Meine Antwort, dass es eben zu viele Autos auf der Strasse gebe, überhörte er geflissentlich. Ich versuchte nur einmal, ihm den Öffentlichen Verkehr schmackhaft zu machen – darauf folgte eine vierstündige Schimpftirade über die vollgestopften Züge, die gestressten Pendler usw. Von da an liess ich dieses Thema fallen.
Vielleicht lässt sich mein Nachbar mit den Spurerweiterungsprojekten des ASTRA positiv stimmen. Sind doch zusätzliche Kriechspuren, Doppelspurausbauten, 6 Spurausbauten in der Planung. Im Zürcher Richtplan ist sogar eine 8-spurige Autobahn enthalten. Doch ob diese Ausbauten genügen und welche Spurerweiterungsprojekte noch notwendig sind, dafür wurde Mark BigStreet im Bereich Netzplanung neu angestellt. Wobei die Geschichte eigentlich einfach ist. Analysiert man die verschiedenen Bedürfnisse, kommt man schnell zum Resultat. Es braucht eine Normalspur, eine Überholspur, eine Stauspur, eine Lastwagenüberholspur, eine PUN-Spur, eine Bergspur, eine Seespur, eine Taxi-Spur, eine Flixbus-Spur, eine Tesla-Spur, eine Kriechspur, eine Car-Pool-Spur, eine Spur für Ereignisdienste, eine Unterhaltsspur, eine Velospur, eine Mobility-Spur, eine RoadpricingSpur und eine Uber-Spur. Zählt man alle Spuren zusammen kommt man auf eine 36spurige Autobahn. Zum Glück hat die Schweiz kein totalitäres Regierungssystem sonst kämen noch Spuren für privilegierte Schichten dazu. So gab es z. B. in Moskau zur Blütezeit der Sowjetunion Fahrspuren, die nur den Parteifunktionären vorbehalten waren.
Das Schöne an den 36-spurigen Autobahnen wäre, dass sich der Raser, die Trantüte, der Drängler, der Ausflügler, der Hardcore-Pendler nicht mehr in die Quere kommen – und mein Nachbar nichts mehr
zu meckern hätte.