Freitag, 3. Februar 2017

Wellness für das Auto

Kürzlich liegen zwei Autos in einem Honigwachs-Entspannungsbad eines Wellnesshotels. Während eine Mitarbeiterin Strassenbordblüten in das Bad streut, philosophieren die beiden Autos was wohl der Unterschied zwischen einer Wellnessoase und einer Autowaschanlage sei. An beiden Orten gibt es eine Fülle von Behandlungsmethoden, wobei das teuerste Programm bei den Autos auf 56 Franken zu stehen kommt, muss man, oder besser gesagt frau, für eine Schokoladen-Ganzkörpermassage- und Peeling leicht 190 Franken hinblättern. Schnell war man sich einig, dass es Leute gibt, die eine Wellnessoase noch nie von innen gesehen haben, so wie es auch Autos gibt, die eine Autowaschanlage nur vom Hören sagen kennen.
Doch es ist wohl für ein Auto weniger ratsam eine Wellnessoase zu besuchen. Man kann sich nämlich schlecht vorstellen, dass sich Autos im Whirlpool räkeln und die Himalaya-Salz-Lösung geniessen. Auch von einer Hot-Stone-Massage ist dringend abzuraten, ausser man will wieder mal ein neues Auto und die teure Vollkasko mit der Hagelversicherung soll sich einmal auszahlen. Aber eine Fusswaschung mit anschliessender Rosenblütenpackung könnte ich mir für die Felgen durchaus vorstellen. Eine Fussreflexzonenmassage ist dann hingegen herausgeworfenes Geld.
Umgekehrt sei aber von einem persönlichen Besuch einer Autowaschanlage ohne Schutzanzug dringend abgeraten. Denn gegen die Kunststoffbürsten ist das Durchqueren eines Dornengebüsches die reinste Wohltat. Auch die Wasserdüsen sind alles andere als eine feine Regendusche, der Druck ist nämlich so hoch, dass es einem die Kleider vom Leibe reissen würde – gut dafür ist man dann sauber.
N.B. Dass diese Geschichte vielleicht nicht ganz der Wahrheit entspricht, könnte an meinen diesbezüglich wenigen Erfahrungen mit Autowaschanlagen liegen. So geschah es, dass ich mit dem Geschäftsauto meines früheren Arbeitgebers in die neue Waschanlage an meinem Wohnort fuhr. An der Kasse war ich dann von der Vielzahl der Waschprogramme leicht überfordert. Zum Schluss wählte ich einfach das komplette Programm, um auf der sicheren Seite zu sein. Was dann geschah, begeisterte sogar mich als Nichtautofetischist. Zuerst wurde gratis Kaffee und Gipfeli gereicht, anschliessend konnte man gemütlich und ganz im Trockenen entlang der Waschanlage laufen und durch die Glasscheibe sein Auto beim Waschen zuschauen. Ganz entzückt stieg ich am Ende in das frisch geföhnte Auto.
Weniger entzückt war dann anderntags die Assistentin, als sie die Quittung in meiner Spesenabrechnung entdeckte…