Kürzlich sassen zwei selbstfahrende
Autos an einer Bar und tranken ein Glas Benzin. Sie beklagten sich
bitterlich über die „Gute alte Zeit“ als sich die
Autofahrerinnen und vor allem die Autofahrer um sie noch liebevoll
kümmerten. Heute sind sie nur noch Nutzfahrzeuge, die meistens nicht
im Besitz des Autobenutzers sind. Sie gehören zu einem Wagenpark von
Zipcar, DriveNow, Car2Go oder Mobility und haben eine ID, genauer
gesagt eine IP-Adresse und sind Teil von „Internet der Dinge“.
Dabei sind sie nicht irgendein Ding sondern ein stolzes
Industrieprodukt mit 130 jähriger Tradition. Dieses hatte man noch
schön an Ausstellung angepriesen und die schnittige Form und
Ausstattung des Motors gelobt. Heute haben alle diese eiförmigen
windkanalgeprüften CW-Karosserien, bei der man die einzelnen
Automarken nur noch über den Schriftzug unterscheiden kann. Alle die
Merkmale, die mit dem eigentlichen Fahren im Zusammenhang stehen,
interessieren heute niemanden mehr. Viel wichtiger sind die
Innenausstattungen mit Flaschenhalter, DAB+ Radio, Kühlschrank,
Laptop-Tablare, Multimedia-Systeme, Kinderanimation-Flatscreen oder
Klimaanlagen mit integriertem Benutzerprofil. Die Datenrate des
internen WLAN ist viel wichtiger geworden als die PS des Motors.
Auch die persönliche Beziehung zum
Autofahrer war früher viel besser. Kürzlich fluchte mein Besitzer
grauenhaft. Mit dem Sprachsystem Siri verstand ich zwar die Worte,
aber weil sie nicht in meinem Wortschatz gespeichert sind, konnte ich
deren Bedeutung nicht erahnen. Er schwafelte etwas von horrend hohen
Autoreparaturrechnungen und das meine Fehlerdiagnose- und
Maintenance-Management-Software zum Teufel gehen soll. Ich konnte
irgendwie seine Aufregung nicht verstehen, bin ich doch bei jeder
Fehlermeldung programmmässig sofort automatisch in die
Reparaturwerkstatt gefahren.
Auch das Zusammenleben der Menschen hat
sich durch die selbstfahrenden Autos drastisch verändert. Früher
wusste man, wenn man einen Fehler im Strassenverkehr machte, wurde
man gebüsst und basta. Heute haben sie endlose Streitereien ob jetzt
der Hersteller, der Importeur, der Autohändler, der
Elektronikhersteller, der Autobesitzer oder der Autobenutzer schuld
sei. Den Vogel abgeschossen hat einer, der ein selbstfahrendes Auto
vor das Bundesgericht ziehen wollte. Dabei konnte die Elektronik bei
diesem Verkehrschaos einfach nicht alles sehen.
Auch das Gestürm mit den
Elektrofahrzeugen hat sich mit der Zeit gelegt. Sie sind heute nicht
mehr so federleicht gebaut. Durch die vielen Komforteinrichtungen im
Auto, den unzähligen Elektronik-Gadget und den langen Reichweiten
wurden die Fahrzeuge immer schwerer. So war dann auch die
Energieverbrauch teilweise grösser als bei benzinschluckenden Autos.
Und mit der Ökologie ging es auch bergab, als alle merkten, dass
weltweit die meisten Elektrofahrzeuge mit dreckigem Braunkohle-Strom
aufgeladen wurden. Dass die Lösung beim weniger Fahren liegen würde,
ist natürlich ein ketzerischer Gedanke.
Auf das trinken wir noch ein Glas
Benzin.